Speakers' Corner Stuttgart
Landwirtschaft kurz und knackig
Die Londoner haben es vorgemacht, die Stuttgarter ziehen nach: Am 08. April haben sich drei Redner beim Speakers' Corner auf dem Marienplatz in Stuttgart zum Thema "Landwirtschaft und Ernährungssouveränität" dem Publikum gestellt. Unter ihnen auch Klaus Brodbeck, Vorsitzender des Bauernverbandes Stuttgart, der zum Thema Landwirtschaft in Stuttgart referierte. Die Veranstaltung wurde von der Initiative "Unsere Zukunft" ins Leben gerufen, deren Ziel es ist, die Menschen für politische Diskussionen zu begeistern.
„Ernährung geht uns alle an“, damit eröffnete Steffen Schuldis von der Initiative „Unsere Zukunft“ die Veranstaltung „Speakers' Corner“ zum Thema „Landwirtschaft und Ernährungssouveränität“ am vergangenen Sonntag auf dem Stuttgarter Marienplatz.
Bei sonnigen 25 Grad haben sich zahlreiche Zuhörer versammelt, um den drei Rednern und ihren 10-minütigen Kurzvorträgen zu lauschen. Auch Klaus Brodbeck, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Stuttgart, hat sich an diesem Tag dem Auditorium gestellt und über seinen Beruf als Landwirt in der Landeshauptstadt erzählt.
Landwirtschaft in Stuttgart? Und ob!
Dass es Landwirtschaft in Stuttgart gibt, darüber zeigte sich das Publikum sichtlich überrascht. Schließlich lässt die dichte Besiedelung nur wenig Platz und Fantasie für die landwirtschaftliche Nutzung. „Die Fläche der Stadt Stuttgart beträgt knapp 20.000 Hektar. 52 Prozent davon sind heute bereits bebaut. Nochmal 24 Prozent gehen für Wald drauf. Es bleiben also 24 Prozent freie Fläche übrig, zu denen Parks und Gärten, aber auch landwirtschaftliche Flächen zählen“, erklärt Klaus Brodbeck. In Zahlen ausgedrückt bewirtschaften heute 190 Betriebe 2500 Hektar in und um Stuttgart.
Und die Landwirtschaft in der Landeshauptstadt ist vielfältig. Neben zahlreichen Weinbaubetrieben findet man außerhalb des Kessels Ackerbau- und Gemüsebetriebe sowie tierhaltende Betriebe. „Die knappe Flächenausstattung ist der Grund, warum in Stuttgart hauptsächlich Gemischtbetriebe zu finden sind. Die Kombination aus mehreren landwirtschaftlichen Teilbereichen macht es möglich, mit dem knappen Platz klarzukommen“, betont Brodbeck weiter.
Zwischen Acker und Stau
Gestückelte Äcker sind deshalb keine Seltenheit. „Um von einem zum anderen Acker zu kommen kann es schon mal eine Stunde dauern. Vor allem dann, wenn ich mit dem Traktor im Stau stehe. Auf dem Land ist das eher selten ein Problem“, erzählt Klaus Brodbeck schmunzelnd.
Ein Stadtbauer zu sein, hat aber nicht nur Nachteile. Denn gerade Berufskollegen würden oft die Nähe zum Verbraucher beneiden, erzählt der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes Stuttgart. Genau sie ermöglicht es, die Produkte schnell und direkt an den Kunden zu bringen. Wochenmärkte, Hofläden und –cafés sowie die Selbsternte ab Feld sind wichtige Absatzkanäle für Landwirte in Stadtnähe.Ganz besonders im Trend sind die sogenannten Gemüsegärten zum Mieten. Viele Stadtbewohner suchen mittlerweile einen Ausgleich zum stressigen Alltag in der Landwirtschaft. Auch Klaus Brodbeck bietet Hobbygärtnern Parzellen an. „Ich sehe das als Pädagogisches Projekt, bei dem die Verbraucher viel über Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion lernen“, betont der Landwirt.
Fairer Diskurs
In der anschließenden Diskussion ging es nicht nur um die steigende Lebensmittelproduktion, sondern auch um die Frage, wie die Landwirtschaft mit Dünge-, Herbizid- und Insektizideinsätzen sowie Erosion umgeht.
„Die moderne Landwirtschaft ist angehalten, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Denn ohne sie auch keine nachhaltige Produktion. Ausreichend Zwischenfrüchte, weniger Pflug und eine ständige Bodenbedeckung können vielen Problemen entgegenwirken“, erklärt Brodbeck abschließend in die Runde.Autor: ja