Kirchentag
Frieden muss erarbeitet werden
Kofi Annan auf Evangelischem Kirchentag in Stuttgart
Er ist mit 77 Jahren immer noch ein begehrter Gast auf internationalen Bühnen – Kofi Annan, ehemaliger UN-Generalsekretär. In voll besetzter Hans-Martin Schleyer-Halle in Stuttgart sprach der Diplomat am vergangenen Samstag auf dem Evangelischen Kirchentag. Zusammen mit Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier und Bischof Nick Baines aus Leeds (Großbritannien) diskutierten die Experten zum Thema „Die Welt aus den Fugen: Wer übernimmt Verantwortung in Krisen und Konflikten?“
Zahllose Krisen und Kriege wüten rund um den Erdball: Syrien, Ukraine oder Nigeria sind nur einige Beispiele, die ab und zu in den Medien Platz finden. Während früher Staaten gegeneinander kämpften oder von Krise zu Krise steuerten, sind heute meist terroristische Vereinigungen wie die Islamisten Boko Haramaus aus Nigeria oder die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien unberechenbare Gegner der staatlichen Ordnung geworden. „Wir leben in einer Welt auf der Suche nach einer neuen Ordnung“, erklärt Außenminister Steinmeier und stellt klar: „Tatenlosigkeit ist keine Haltung.“ Er habe viel Leid bei persönlichen Besuchen in den Krisenherden gesehen und die Welt könne nicht tatenlos zusehen. „Starke Schultern müssen mehr tragen als schwache“, sein Appell an die Staatengemeinschaft.
Nobelpreisträge im Kampf für Frieden
Der Ghanaer Kofi Annan vollzog eine 35-jährige Karriere in zum Teil leitenden Positionen der UNO-Verwaltung und von 1997 bis 2006 war er Generalsekretär der Vereinten Nationen. Er hat viel gesehen und viel geleistet, nicht ohne Grund bekam er 2001 den Friedensnobelpreis. Auch heute ist er unermüdlicher Kämpfer für den Frieden, leise aber bedacht spricht er zu den Besuchern des Kirchentages: „Solidarität ist das, was uns menschlich macht.“ Die Vereinten Nationen müssten sich reformieren und demokratisieren, um sich der veränderten Welt anzupassen. In Bezug auf den internationalen Terrorismus hieße das auch, die Wurzel des Problems finden und verstehen. Nicht immer sei militärisches Eingreifen das Mittel der Wahl und islamistischer Terrorismus sei nicht eindämmbar, indem man allein auf militärische Gewalt setze. So sieht es auch Steinmeier. „Was wir aus dem Irak hätten lernen können: Wenn man eine staatliche Ordnung zerstört, sollte man wissen, wie der zweite Schritt aussieht.“
Steinmeier: "Frieden muss erarbeitet werden"
Bischof Nick Baines hat so seine Erfahrungen mit der britischen Regierung gemacht, die sich beim Thema Konflikte schwer zu tun scheint: „Man ändert diese Welt nicht, indem man nur Statements abgibt.“ Taten seien gefordert. „Der Frieden muss erarbeitet werden! Und wenn das Vertrauen zwischen den Konfliktparteien völlig zerstört ist, müssen Dritte von außen einspringen." Hier kann und darf sich Deutschland, so Steinmeier sehr bestimmt, nicht heraushalten. „Solange wir nicht aufgeben, behält die Hoffnung ihren Platz!“
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Autor: Ariane Amstutz, LBV