Große Unterschiede bei den Bauerneinkommen
Deutliche Verbesserungen oder Rückgänge je nach Betriebsschwerpunkt im Wirtschaftsjahr 2011/12
„Die Einkommen der Landwirte in Baden-Württemberg haben sich im Wirtschaftsjahr 2011/12 durchschnittlich auf Vorjahresniveau stabilisiert. Während in der Veredlung und im Weinbau nach massiven Einbrüchen im Vorjahr eine deutliche Erholung eintrat, sind besonders im Acker- und Obstbau Einkommensverluste zu verkraften.“ Das erklärte Präsident Joachim Rukwied vom Landesbauernverband (LBV) am 7. Dezember 2012 in Stuttgart. Den landwirtschaftlichen Unternehmen machen zu geringe Eigenkapitalausstattung und gestiegene Produktionskosten zu schaffen.
Das in der Buchführung ausgewiesene Bruttoeinkommen der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Baden-Württemberg stieg im Wirtschaftsjahr 2011/12 im Durchschnitt aller Betriebsformen gegenüber dem Vorjahr um 0,4 Prozent auf 31.981 (31.863) Euro je Familienarbeitskraft. Der Bundesdurchschnitt liegt mit 39.659 Euro je Familienarbeitskraft rund 24 Prozent höher als im Land. Baden-Württemberg nimmt somit auf der bundesweiten Einkommensskala der landwirtschaftlichen Unternehmen nach wie vor den letzten Platz ein.
Sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Betriebsformen
Beträchtliche Unterschiede in den Unternehmensergebnissen bestehen zwischen den Betriebsformen. Die Obstbaubetriebe verzeichnen mit - 39,7 Prozent auf durchschnittlich 32.208 (Vorjahr: 53.406) Euro je Familienarbeitskraft den stärksten Einkommensrückgang im Wirtschaftsjahr 2011/12 gegenüber dem Vorjahr.
Die Ackerbaubetriebe erzielten ein Unternehmensergebnis von durchschnittlich 34.132 (38.992) Euro je Familienarbeitskraft. Das entspricht einem deutlichen Rückgang von - 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang liegt insbesondere im Anstieg der Kosten für Dünger, Saat-, Pflanzgut und Energie sowie in großflächigen Auswinterungsschäden im Norden des Landes begründet.
Bei den Milchviehbetrieben nahm das Unternehmensergebnis je Familienarbeitskraft im abgelaufenen Wirtschaftsjahr um - 1,6 Prozent auf 36.197 (36.791) Euro ab. Diese relativ leichte Verschlechterung resultiert vor allem aus den um rund zwölf Prozent gestiegenen Betriebsmittelpreisen.
Die Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkühen weisen im Durchschnitt mit 24.523 (25.819) Euro (- 5,0 Prozent) das geringste Bruttoeinkommen je Familienarbeitskraft auf. Sie liegen dabei im Wirtschaftsjahr 2011/12 noch unter den Weinbaubetrieben.
In den Weinbaubetrieben konnte gegenüber den massiven Ergebniseinbrüchen im Vorjahr eine spürbare Verbesserung der Einkommenssituation erzielt werden. Das Unternehmensergebnis stieg im Berichtsjahr um 60,1 Prozent auf 26.650 (16.643) Euro je Familienarbeitskraft an.
Die Veredlungsbetriebe verbesserten im Durchschnitt ihr Unternehmensergebnis je Familienarbeitskraft deutlich um + 44,6 Prozent auf 30.481 (21.078) Euro.
Ausblick auf das laufende Wirtschaftsjahr 2012/13
Die derzeit insgesamt guten Marktaussichten bei Getreide sind vor dem Hintergrund einer 2012 wie bereits im Vorjahr ernüchternden Ernte sowie den Anstiegstendenzen bei den Betriebsmittelkosten zu sehen. Dennoch kann längerfristig durch weltweit steigende Nachfrage mit positiven Perspektiven gerechnet werden.
Die Milchpreise zeigen weiter anziehende Tendenz. Jedoch machen den Milchviehhaltern steigende Produktionskosten unter anderem als Folge höherer Futter- und Betriebsmittelpreise sowie steigender Kosten für Technik und Gebäudeunterhalt zu schaffen. Hinzu kommen Unsicherheiten an den Weltmärkten. Insofern ist derzeit insgesamt nur von verhaltenen Ergebnisverbesserungen auszugehen.
Die Einkommenssituation in der Schweinemast und insbesondere Ferkelerzeugung hat sich trotz Marktverbesserungen in den vergangenen Wochen durch Preisdruck wieder eingetrübt. Sie bleibt auch angesichts höherer Produktionskosten angespannt. Das gilt ähnlich bei den Sonderkulturen als Folge des Angebots- und Kostendrucks.
Daten zu den Unternehmensergebnissen 2011/12
Datenbasis: Die Ermittlung der Einkommenssituation basiert auf den Buchführungsergebnissen von 2.254 Haupterwerbsbetrieben, also Unternehmen, deren Erlöse überwiegend aus landwirtschaftlicher Tätigkeit stammen. Die Daten der ausgewerteten Betriebe standen schon für die letzten beiden Wirtschaftsjahre zur Verfügung.
Unternehmensergebnis: Das Bruttoeinkommen oder Unternehmensergebnis muss neben den Löhnen für die beschäftigten Arbeitskräfte und der Entlohnung für die unternehmerische Tätigkeit auch die Verzinsung des Eigenkapitals abdecken. Zusätzlich gehen davon Sozialabgaben, persönliche Steuern, Tilgung für Fremdkapital und finanzielle Verpflichtungen gegenüber der Vorgängergeneration ab. Ein Teil des Unternehmensergebnisses ist für die Finanzierung von Ersatz- und Neuinvestitionen aufzuwenden.
Betriebe: In Baden-Württemberg gibt es nach der amtlichen Statistik rund 43.000 Betriebe, davon 35.600 mit mehr als fünf Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt knapp 33 ha. Im Jahr 2010 wurden etwa 38 Prozent der Betriebe im Haupt- und 62 im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Arbeitskräfte: Der Arbeitskräfteeinsatz liegt bei durchschnittlich 2,0 Arbeitskräften (AK) je Unternehmen oder 3,1 AK je 100 ha. Der durchschnittliche AK-Besatz ist in Baden-Württemberg um rund 29 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt (2,4 AK je 100 ha).
Fläche: Die landwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt ca. 63 ha pro Betrieb. Der Anteil der Pachtflächen liegt im Durchschnitt bei knapp 70 Prozent (rund 44 ha). Die durchschnittlichen Pachtkosten betragen etwa 9.800 Euro pro Jahr (ca. 220 Euro/ha).
Eigenkapitalbildung: Im Durchschnitt konnte ein Haupterwerbsbetrieb im Wirtschaftsjahr 2011/12 rund 9.850 Euro Eigenkapital (+ 16,4 Prozent) bilden. Dieser Wert liegt im Hinblick auf die dauerhafte Sicherung der betrieblichen Existenz an der Untergrenze der anzustrebenden 10.000 bis 15.000 Euro je Betrieb.
Investitionen: Die Bruttoinvestitionen sanken 2011/12 um 4,2 Prozent auf 42.873 Euro je Unternehmen. Die Investitionen in Maschinen erhöhten sich um 10,1 Prozent auf 22.225 Euro. Die Nettoinvestitionen sanken deutlich um 17,1 Prozent auf knapp 9.300 Euro.
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt über 40.000 Landwirte. 24 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
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