Lichtmesstagung
Ein Plädoyer für den Familienbetrieb
„Wir Bauern brauchen auch künftig die Unterstützung von Politik und Gesellschaft. Wir Bauern sind die besten, die Sie noch haben,“ meinte Gebhard Aierstock zum Abschluss einer fast einstündigen Rede in der vollbesetzten Gemeindehalle. Damit machte er indirekt auch deutlich, dass es die rund 1200 Betriebe im Kreis leid sind, in vielerlei Hinsicht nur allzu gerne vor den Karren gespannt zu werden. Im Berufsstand jedenfalls setze man sich mit Nachdruck für die Interessen der Landwirte ein, so Aierstock.
Lange Gästeliste
Der KBV-Vorsitzende begrüßte aus dem Berufsstand Pia Münch, die Vorsitzende der Landfrauen sowie alle Mitglieder des Landfrauenchors, Hans Benno Wichert, Vizepräsident vom Landesbauernverband sowie Kolleginnen und Kollegen aus den benachbarten Kreisen Tübingen und Ulm. Aus der Politik Gastredner Agrarminister Peter Hauk (CDU), den Europaabgeordneten Norbert Lins (CDU) sowie die Landtagsabgeordneten Thomas Poreski; (Grüne), Andreas Glück (FDP) sowie Hans Peter Stauch (AfD). Entschuldigt hatten sich die Bundestagsabgeordneten wegen der Sitzungswoche in Berlin. Aus dem Landkreis kamen Landrat Thomas Reumann, Bürgermeister Florian Bauer, St. Johann-Würtingen sowie Manuel Hailfinger und Ralf Stoll vom Reutlinger CDU-Kreisvorstand. Anwesend waren auch die Marbacher Gestütsleiterin Astrid von Velsen-Zerweck, weitere Bürgermeister, Ortsvorsitzende, Vertreter vom Kreisveterinäramt, vom Landwirtschaftsamt und vom Forstamt einschließlich der Schüler von der Berufsschule sowie Vertreter vom Biosphärengebiet und vom Landschaftserhaltungsverband.
GAP bewegt die Landwirte
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bewegt derzeit die Landwirte. Da durch die geplanten Kürzungen des EU-Agrarbudgets in der neuen Förderperiode (2020 bis 2027) auch die Höfe im Kreis betroffen sein könnten. „Der Berufsstand plädiert, die Agrarumweltmaßnahmen in der 2. Säule der GAP weiter zu entwickeln und nicht in der 1. Säule“, so Aierstock. Wie werden die Mittel am gerechtesten verteilt? Sollen die Prämien bei 50 Hektar, bei 100 Hektar oder bei 1000 Hektar gekappt werden? Alle wollen eine bäuerliche Landwirtschaft, die aber jeder anders definiert.
Die ersten Hektare besser fördern
Landwirtschaftsminister Peter Hauk machte deutlich, dass die ersten Hektare auch künftig besser gefördert werden sollen. Das wäre ein fairer Ausgleich und seine spezielle Form der Degression. Darüber müsse das EU-Parlament jetzt entscheiden. Die vorgesehene Kürzung von 5 Prozent bei den 1. Säule und 15 Prozent bei der 2. Säule, so der Vorschlag der EU-Kommission, werde sicherlich nicht einfach zu kompensieren. „Aber damit werden wir leben müssen“, so Hauk. Und: "Wir könnten dies auch national ausgleichen." Das komme unter anderen auch darauf an, wie die Konjunktur künftig laufen werde.
FAKT-Programm stark nachgefragt
Aus dem Fakt-Programm habe die vorige Landesregierung 15 Mio. Euro herausgeholt, mittlerweile habe man das Fakt-Programm wieder sukzessive aufgestockt und dennoch gilt für Hauk: „Wir sind heute im FAKT soweit wie wir im MEKA vor zehn Jahren waren." Das zeige aber auch, dass das Land aufgefordert ist, die Kürzungen die künftig kommen werden, ganz oder zumindest teilweise zu kompensieren, damit man die vernünftigen und wichtigen Maßnahmen weiterhin durchführen kann. Für die Jahre 2018 und 2019 habe man ein Biodiversitätsprogramm im ganzen Land mit über 30 Mio. Euro aufgelegt. „Das werden wir weiter fortentwickeln. Hier hat man in der Landwirtschaft schon viel getan“, so Hauk. Auch das werde bei den Fakt-Anträgen deutlich. Beim Biolandbau wird im Fakt-Programm noch einiges draufgesattelt. Die Umstellung auf Öko boomt. „Wir werden alle Anträge genehmigen.“ Das Antragsvolumen soll sich gegenüber 2018 um 13 Mio. Euro erhöhen, so Hauk.
Hoher Verwaltungsaufwand
Peter Hauk setzt sich für eine Vereinfachung des Kontroll- und Verwaltungssystems der Fördergelder ein, wie er sagt, betont aber auch, wie schwierig es ist, dies umzusetzen. Derzeit verschlinge die Verwaltung 20 Prozent der Fördergelder. Allein um die Fördergelder für den Kreis Reutlingen auszubezahlen, muss das Land 3,8 Mio. Euro Steuergelder aufwenden. Ein gewaltiger Apparat also, der unbedingt verschlangt werden müsste. Das Land möchte hierfür eine Anreizkomponente im FAKT, um einen 10 bis 20-prozentigen Aufschlag von der EU zu bekommen. Das sei einer von mehreren anderen Änderungsvorschlägen des Landes zur Agrarreform an das EU-Parlament.In Baden-Württemberg seien von den 100 Betrieben, die am meisten Prämien bekommen, 46 Schafhalter. "Sie machen mit ihren Schafen einen wichtigen Job, weil sie die Flächen offenhalten," sagte Hauk. Gebhard Aierstock fragte sich zum Beispiel, warum eigentlich ein Zahlungsanspruch handelbar sein müsse. Viel einfacher wäre es seiner Auffassung nach, wenn derjenige, der die Fläche bewirtschaftet, auch den Anspruch bekäme.
Hohe Auflagen lassen Prämien verpuffen
Wie Peter Hauk erläuterte, gibt es im EU-Budget jedes Jahr 48 Mrd. Euro für die Landwirtschaft. Künftig soll die Summe auf 44 Mrd. Euro runtergehen. Unterstützt werden mit diesem Geld 7 Mio. Landwirte, darunter auch 1160 Landwirte im Kreis Reutlingen. Für ihre Leistungen bekamen sie im vergangenen Jahr insgesamt 19 Mio. Euro oder durchschnittlich 16.000 Euro pro Betrieb. Der stellvertretende KBV-Vorsitzende Albert Werner relativierte die 16.000 Euro in einem Statement im Anschluss an Hauks Vortrag. Werner müsse auf seinem Betrieb einen neuen Güllebehälter bauen, weil die Düngeverordnung längere Lagerzeiten vorschreibe. 20.000 Euro dürften allein dafür kaum ausreichen, rechnete der Landwirt vor. Dies zeige, wie hohe Baukosten und Auflagen die Prämiengelder regelrecht auffressen würden. In Sachen Genehmigungsverfahren forderte der Minister die Landräte auf, die Spielräume in der Gesetzgebung im Sinne der Unternehmer auszulegen und zu nutzen, zum Beispiel beim Bau größerer Gewächshäuser unter Glas. Die Flurneuordnung, die Marktstrukturverbesserung und die Optimierung der Beratung habe bereits viel gebracht, um die Wettbewerbsfähigkeit der Agrarbetriebe zu verbessern.
Produktion muss wieder mehr in den Fokus
Das Thema Digitalisierung könne der Landwirtschaft viele Probleme vom Hals halten. „Wenn die Pflanzenschutzgeräte GPS-gesteuert auf 10 cm genau ausbringen, brauche ich keine 5 Meter Gewässerabstand mehr,“, so Hauk. Das sei ein wichtiger Punkt mit Blick auf genügend Produktionsflächen in der Zukunft. „Ich bin dafür, dass man nicht ständig die Produktionsflächen verkleinert“, so Hauk. Die derzeitigen Ausgleichsmaßnahmen seien inakzeptabel, weil dabei die Produktion zu sehr unter den Tisch falle. Gefragt seien intelligente Naturschützer, die den Nutzen größerer Schläge auch für den Naturschutz erkennen. Für Hauk gilt auch: Ein Hektar Ökolandbau ist ein Ausgleich für ein Hektar zugebauter Fläche. Aierstock sieht das ähnlich: Beim Flächenverbrauch kann es nicht sein, dass man den Wohnungsbau, die Industrie und das Gewerbe fördert und wir immer weitere Ausgleichsflächen zur Verfügung stellen sollen, meinte Aierstock. Die so genannte produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen müssten besser umgesetzt werden. Streuobst habe hier durchaus noch Potenzial. Leichtfertig machten die Planer einen intensiven Acker zur Streuobstwiese. Aber beim Pflegen der Streuobstwiese tue man sich oftmals sehr schwer.
Das Land der bäuerlichen Familienbetriebe
Baden-Württemberg ist traditionell ein Land der bäuerlichen Familienbetriebe, meinte Agrarminister Peter Hauk, räumte aber ein, dass die Definition schwerfalle. Denn im Süden der Republik seien die Betriebe in ihrer Größe aber auch in ihrer Rechtsform oftmals anders als die Betriebe im Osten Deutschlands. In der EU versuche man gerade festzulegen, was denn ein „echter Landwirt“ ist. Dies müsse eigentlich jemand sein, der sein Hauptbroterwerb aus der Landwirtschaft zieht. Doch was machen wir dann mit den vielen Nebenerwerbsbetrieben?, fragte Hauk und stellte fest: „Der Schwarzwald zum Beispiel wäre ohne den landwirtschaftlichen Nebenerwerb nicht vorstellbar.“ Es gebe keine offene Landschaft mehr, alle Flächen würden zu Wald werden. Und was macht man mit einem Industriemanager, der sich im Nebenerwerb engagiert? Darf der für seine Flächen keine Fördergelder bekommen?, fragte Hauk. Landwirte, sagte er, seien für ihn alle, die Flächen bewirtschafteten und ein Nutzen daraus zögen. Eine Abgrenzung hierfür sollte seiner Meinung nach auf Bundes- und nicht auf EU-Ebene erfolgen.
Hauk wirbt für heimische Produkte
Hauk warb in seiner Rede für die Regionalkampagne „Natürlich von Daheim“, hier gebe es eine App zum Downloaden. Dumm nur, dass das Runterladen noch nicht überall funktioniere, aber man arbeite an einem flächendeckenden Breitbandausbau. An der Landwirtschaft hänge der Fortbestand der Kulturlandschaft, hieß es. Gleichzeitig wolle man aber auch wettbewerbsfähig bleiben, zu fairen Preisen und fairen Bedingungen. Da man als Politiker an den Preisen wenig tun könne, sollte man sich auf eine Verbesserung der Bedingungen konzentrieren, so Hauk. Und: "Wir müssen etwas für die Region, für die Verbraucher vor Ort tun." Die Regionalvermarktung müsse deutlich gestärkt werden. Hierzu müssten alle einen Beitrag leisten. "Das haben Sie vor 10 Jahren mit Gründung des Biosphärengebiet gemacht. Es erfüllt mich mit Stolz, dass dies funktioniert hat und sich langsam eine zarte Pflanze der Regionalvermarktung entwickelt hat", meinte Hauk mit Blick auf das zehnjährige Jubiläum des Biosphärengebiets.
Landwirte engagieren sich in Sachen Biodiversität
„Wir Landwirte nehmen die Verantwortung für die Artenvielfalt ernst und sind gerne bereit entsprechende Naturschutzmaßnahmen mit umzusetzen“, so Aierstock. Sinnvoll seien langfristige Monitoring-Programmen für Insekten in Deutschland. Der Rückgang von Insekten selbst in reinen Naturschutzgebieten lasse viele Fragen offen, gab Aierstock zu bedenken. Für ihn ist der Kreis Reutlingen heute schon ein Hotspot an Biodiversität. 44,7 Prozent der Fläche im Kreis wird landwirtschaftlich genutzt, davon sind 20.000 ha Acker und 25.000 Grünland, auf 44 Prozent der Ackerflächen stehen temporär oder dauerhaft Blühpflanzen. Es gibt bereits 4000 ha Streuobst und vom Grünland werden 58 Prozent extensiv oder ökologisch bewirtschaftet. Im Projekt Zukunftsforum Biospährengebiet Schwäbische Alb geht es um die Frage, wie sich die Landwirtschaft weiter entwickeln soll. "Wir bieten hier eine Diskussionsplattform, zu der alle eingeladen sind. Ziel ist es u.a. Wertschöpfungsketten auszubauen", lud Aierstock zur Teilnahme an den Veranstaltung ein.
Mehr als nur Naturschutz
Vor 10 Jahren wurde die Schwäbische Alb als Biosphärengebiet anerkannt. In dieser Zeit habe sich viel verändert, viele Dinge wurden auf den Weg gebracht, meinte SWP-Redakteurin Christina Hölz, Leiterin der Diskussionsrunde Biospährentalk am Nachmittag. Ein Biospährengebiet sei viel mehr als nur Naturschutz. Letzlich gehe es dabei darum, die Welt ein Stückchen besser zu machen und die Gesellschaft zusammenzuhalten. Dazu gehören auch soziale Aspekte wie Inklusion und Integration sowie ein lebenswertes Umfeld und Versorgungssystem für ältere Menschen. Tobias Brammer, Forstwirt und Geschäftsführer vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb, erläuterte, dass alle Bürger sich an den Projekten beteiligten konnten. Es gab rund ein Dutzend Arbeitskreise. Ein Leit-Projekt im Bereich Landwirtschaft sind Biosphären-Produkte unter der Marke Albgemacht. Auch Brammer betonte, dass ein Biosphärengebiet nicht gleichzusetzen sei mit einem Naturschutzgebiet. In den Projekten geht es um kulturhistorisches Erbe, um Nachhaltigkeit und um Bildung. Die Aktivitäten erläuterte er am Projekt „Bienenstrom“. Hier hätten die Stadtwerke Nürtingen die Initiative ergriffen. Sie zahlten Landnutzern 600 Euro pro Hektar und Jahr, wenn sie auf ihren Flächen für die Biogasanlegen eine artenreiche Blühmischung anpflanzen. „Das ist ein schöner Beitrag für den Erhalt der Biodiversität“, so Brammer. Denn jeder Stromkunde im Kreis und in ganz Deutschland könne diesen Bienenstrom beziehen. Ein Cent pro Kilowattstunde Strom gehe in einen Fonds, aus dem die Landwirte bezahlt werden.
Große Anstrengungen erforderlich
Es war eine riesige Herausforderung, das Bewusstsein zu schärfen und zu schauen, was man mit den Biosphärenbiet will und was eher nicht, berichtete Aierstock. Der Prozess lief gut. Mittlerweile gibt es eine Warteschlange an Kommunen, die dem Biosphärengebiet beitreten möchten. Aierstock betonte, dass es nicht immer einfach war, die Dinge auf den Weg zu bringen. Es gab auch viele skeptische Stimmen. Unter dem schwammigen Begriff „Modellregion für nachhaltige Entwicklung“ könne man sich so ziemlich alles und nichts vorstellen. Umso mehr kam es auf die Akteure vor Ort an, ihre konkreten Vorstellungen herauszuarbeiten und umzusetzen, was zu einem großen Teil gelungen sei. Gerade im Bereich Direktvermarktung profitiere die Landwirtschaft vom Biosphärengebiet.
Marke Albgemacht soll weiter ausgebaut werden
Julian Schmid, Vorstand von Albgemacht e.V., beschrieb den Wunsch nach einer Dachmarke, die man seit 2014 entwickelt hat. Der Prozess, bis Albgemacht herauskam, habe fast drei Jahre in Anspruch genommen. Im Verein Albgemacht sitzen acht Erzeuger und Vermarkter. Grundlage sind die QZBW-Kriterien plus zusätzliche eigene Kriterien. Ein Produkt aus dem Biosphärengebiet brauche besondere Auflagen. Alle seien stolz auf diese Marke, die künftig weiter ausgebaut werden soll. Die Marke sei auch eine große Chance für die Direktvermarkter, sagte Pia Münch, Vorsitzender der Landfrauen im Kreis. Es würden jede Menge neue Ideen überlegt und diskutiert. Über das Biosphärengebiet lasset sich Vieles leichter vermarkten. Auch kleine Betriebe könnten sich einbringen und Fördergelder beantragen. Hier gebe es noch ein großes Potenzial.
Erfolgsgeschichte für die ganze Region
Landrat Thomas Reumann betonte die Einzigartigkeit des Biosphärengebietes: „Wir sind neben dem Biosphärengebiet-Wien das einzige Gebiet, das einen ländlichen und einen städtischen Raum vereint.“ Ausgangspunkt für die Entstehung des Gebiets im ländlichen Raum war die Auflösung des damaligen Truppenübungsplatzes Münsingen im Jahr 2005. Hieraus wollte die Landesregierung zunächst ein Biosphären-Reservat entwickeln, welches dann später zum Biosphärengebiet ausgeweitet wurde. Heute zählt man 1,3 Mio. Übernachtungsgäste und 10,5 Mio. Tagesgäste pro Jahr. Tendenz steigend. Für den Landrat ist das eine Erfolgsgeschichte.
Landfrauen und Geschäftsbericht
Als letzter Tagesordungspunkt am Nachmittag standen die Berichte der Landfrauenvorsitzenden Pia Münch und des KBV-Geschäftsführers Thomas Pfeifle auf dem Programm. Pia Münch verzichtete angesichts der fortgeschrittenen Zeit auf die vielfältigen Aktivitäten im Jahresverlauf und verwies auf die im kommenden April stattfindenen Wahlen für die Vorstandschaft. In den verschiedenen Sprengeln würden noch Frauen gesucht, die sich zur Wahl stellen. Münch bedankte sich bei Geschäftsführerin Kornelia Rehm und beim KBV für die gute Zusammenarbeit. Thomas Pfeile berichtete über eine ganze Latte an Aktivtäten im Jahr 2018. Angefangen mit der Lichtmesstagung und der Grünen Woche über Fach- und Delegiertentagungen, diverse Diskussionsveranstaltung, Erntegespräche bis hin zu den Winterveranstaltungen. Ein Highlight war die Teilnahme am 100. LWH in Stuttgart. Beim Projekt "Pferde für unsere Kinder" konnten im Kreis Reutlingen acht Holzpferde an Kindergärten vermittelt werden. Ende 2018 hatte der KBV 1474 Mitglieder. Das waren nur 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit liegt man deutlich unter dem strukturwandelbedingten üblichen Rückgang. Besonders nachgefragt werde die Sozialberatung, so Pfeifle. Unterstützung bietet der KBV hier unter anderem bei der Hofverpachtung, Hofübergabe, Betriebsaufgabe sowie Gründung einer Gesellschaft aber auch bei der Antragsberatung und bei Steueranfragen. Erstmals wurde 2018 die Diensleistung "Erstellung der Düngebedarfsermittlung" angeboten.
Europawahl im Fokus der Grußworte
„Ich freue mich darauf, dass wir künftig zwei Europaabgeordnete aus der Region haben werden“, zeigte sich Aierstock zuversichtlich für den Ausgang der Europawahl am 26. Mai 2019, dass es neben Norbert Lins auch Andreas Glück (FDP/MDL), der die Landesliste der Liberalen für die Europawahl 2019 anführt, in EU-Parlament schaffen könnte. „Gehen Sie wählen“, dazu rief Landrat Thomas Reumann auf. Denn man rede mittlerweile wieder über die Einführung von Grenzen. Leichtfertig würden wieder Grenzen mit Gewalt und Krieg verschoben: „Das kann keine Antwort sein“, so Reumann. Und: „Unseren Frieden und die Freiheit verdanken wir der Europäischen Gemeinschaft.“
Dass die Europawahl gerade auch für den ländlichen Raum wichtig ist, betonte der Europaabgeordnete Norbert Lins (CDU). Der gebürtige Oberschwabe ist seit 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments, Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. „Es geht schlicht darum, eine handlungsfähige Union zu erhalten“, so Lins. Es gehe um die Zusammensetzung des Parlamentes, das die Geschicke in der Europäischen Union mitbestimmt. Eine weitere Renationalisierung der Staaten und das Stärken der Kräfte von rechts und links müsse gestoppt werden, um die großen Errungenschaften aus einer Friedens-, einer Werte-, und auch einer Wirtschaftsgemeinschaft zu verteidigen. In Sachen EU-Agrarpolitik befinde man sich gerade in einer zentralen Phase. Beruhigend ist: Die großen Eckpfeiler wie 1. Säule, 2. Säule und auch das Leader-Programm soll es weiterhin geben.
Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr
Das Angebot der Kommission für mehr Flexibilität und Subsidarität (Selbstbestimmung und Eigenverantwortung) an die einzelnen Länder in der Umsetzung der Agrarpolitik habe längst nicht nur Vorteile für die Betriebe vor Ort. Denn dadurch entstünden auch immer Wettbewerbsverzerrungen oftmals zu Lasten der Landwirte. Lins versucht zum Beispiel bei der Investitionsförderung auf der EU-Ebene einen Deckel von rund 50 Prozent hinzubekommen. Sonst kann es passieren, dass Länder wie Polen die Investitionen ihrer Betriebe mit 75 Prozent fördern, was nicht unbedingt im Interesse der Betriebe auf der Schwäbischen Alb sein könne.
Geteiltes Echo im Parlament - 7000 Änderungsvorschläge
Im Parlament stoßen die Vorschläge der Kommission zur Agrarreform auf ein geteiltes Echo. „Auch wir haben einige Änderungsanträge gestellt“, so Lins. Er berichtete von insgesamt 7000 Änderungsvorschlägen, die derzeit vorliegen. „Daran sehen Sie, welche Mammutaufgabe hier vor uns liegt“, so Lins. Wie Peter Hauk setzt sich auch er dafür ein, dass der bäuerliche Familienbetrieb, der Gewinner der Agrarreform sein wird. Das bestehende System mit der Verteilung der Gelder nach unten durch die Begünstigung der ersten Hektare soll weiter verbessert werden. Vorstellbar wäre, dass man die ersten 62 Hektar begünstigt (durchschnittliche Betriebsgröße in Deutschland), „vielleicht auch das Anderthalbfache, da bin ich offen“, so Lins. Wichtig sei, dass unterm Strich eine Umverteilung nach unten von mindestens 10 Prozent stattfindet, forderte Lins auf der Lichtmesstagung. Dazu habe er 15 Prozent als Vorschlag in die Diskussion im Parlament eingebracht.
Saubere Trennung zwischen 1. und 2. Säule
Lins sieht zudem eine Gefahr darin, dass die Maßnahmen der 1. und der 2. Säule zu sehr miteinander vermischt werden. Umwelt- und Klimamaßnahmen hätten in dieser Förderperiode die Verwaltungskosten zu sehr erhöht. Deshalb müsse man den Mut aufbringen und die Dinge klar trennen. Die 1. Säule bleibt der Grundaufgabe vorbehalten (Produktion von hochwertigen Lebensmitteln und Einkommenssicherung der Landwirte). Klima- und Umweltmaßnahmen sowie Investitionsmaßnahmen sollten alle in der 2. Säule untergebracht werden. Was die Debatte um den „echten Landwirt“ angeht, ist Lins wie Hauk der Meinung, dass man darüber auf EU-Ebene keinen Konsens finden wird. „Dies müssen wir den Mitgliedstaaten überlassen“, ist sich Lins sicher und hat dies als einen weiteren Änderungsantrag mit eingebracht. Denn nur so gerate die Förderung der 60 Prozent Nebenerwerbslandwirte in Baden-Württemberg nicht in Gefahr.
Haushalt bleibt unter Druck
Was das Gesamtbudget des EU-Haushalts angeht, so sei der Haushalt aus den verschiedensten Gründen unter Druck. Klar sei, dass es nicht funktionieren werde, wenn Mitgliedsländer weniger einzahlen und gleichzeitig aber mehr zurückbekommen möchten, meinte Lins mit Blick auf die österreichische Regierung, die mit einem populistischen Koalitionspartner regieren muss, der sich von der europäischen Union distanziert und sie eher ablehnt. „Diese Rechnung geht nicht auf. Da muss man in Mathe keine eins gehabt haben, um das zu verstehen“, so Lins. Sein Fazit: „Wenn der EU-Haushalt schuldenfrei bleiben, soll muss sich auch bereit sein, mehr Geld auf die europäische Ebene zu geben.“ Lins kommt am 15. Februar 2019 in den Kreis Reutlingen, um mit Bäuerinnen und Bauern über die EU-Reformvorschläge zu diskutieren.
Andreas Glück sagt Danke an die Bäuerinnen und Bauern
Die Lichtmesstagung ist für Andreas Glück der Tag im Jahr, an dem sich Gesellschaft und Politik bei den Bauern bedanken. "Mein Dank gilt Ihnen", so Glück und begründete dies so:
- "Weil Sie unsere wunderschöne Kulturlandschaft erhalten."
- "Weil Sie im Bereich des Tourismus Pionierarbeit leisten."
- "Weil Sie für unsere Kinder- und Jugendliche unglaublich gute Arbeit leisten. Denn wenn Sie Ihre Höfe öffnen, ist das der beste Schritt um zu zeigen, dass unsere Milch nicht als lila Kühen kommt."
- "Weil Sie meine Familie und mich mit besten Nahrungsmitteln versorgt haben."
Poreski: Schwäbische Alb kein Siedlungsraum für den Wolf
„Die Schwäbische Alb ist kein geeigneter Siedlungsraum für den Wolf. Das sehe nicht nur ich so, sondern die Mehrheit der Grünen-Fraktion“, meinte Thomas Poreski, MDL/Grüne. Zur Not müsse man diese Tiere auch schießen dürfen. Poreski bezifferte die Schäden durch die Dürre 2018 auf rund 9 Mio. Euro im Land, davon würden 4,5 Mio. Euro als Dürrehilfe vom Bund und vom Land übernommen. Die Landwirtschaft sei Betroffener und Verursacher des Klimawandels zugleich. Ziel der Grünen sei es, Anreize zu schaffen, für eine klimafreundliche Landnutzung. Eine Extensivierung von Produktion koste Geld, das entweder am Markt oder durch Förderung ausgeglichen werden müsse. „Mir liegt beides am Herzen“, so Poreski. Die Forderung nach staatlichen Zuschüssen für eine Mehrgefahrenversicherung nach dem Vorbild Österreichs wird von den Grünen unterstützt. Zur Vermarktung meinte er: „Unsere Lebensmittel werden mit Qualität und Natürlichkeit in Verbindung gebracht“. Die Österreicher schafften es, ihre Spezialitäten in großem Maße europa- und sogar weltweit zu vermarkten. „Was die können, können wir auch. Denn wo, wenn nicht bei uns, ließen sich Ökonomie, Naturschutz und Tierschutz mit einem guten Vermarktungskonzept verbinden?", so Poreski. Hans Peter Stauch, (MDL/AfD) bedankte sich bei den Landwirten für die "guten Nahrungsmittel". Im Bereich des Bienenschutzes leisteten die Landwirte eine hervorragende Arbeit, hob Stauch in seinem Grußwort hervor. „Kaufen Sie Honig beim Imker und nicht in den Supermarktregalen“, so Stauch. Abgelehnt wird von ihm der Energie-Maisanbau, für eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht sprach auch er sich aus. Bürgermeister Florian Bauer bedankte sich bei den vielen Helferinnen und Helfern aus der Gemeinde für die Bewirtung und Durchführung der Veranstaltung.
Autor: bor