Pressemitteilung

Verbände übergeben Brandbrief zur Schweinemarktkrise an Politik


Gib der Krise ein Gesicht – Schicksale der Familienbetriebe

Die Lage der Schweinehalter ist weiterhin unverändert schwierig, vor allem die Ferkelzüchter leiden massiv unter dem Preisdruck. Die Corona-Pandemie hat die Betriebe schwer getroffen, jetzt stürzen die Auswirkungen des Ukrainekrieges die Sparte erneut in eine tiefe Preiskrise. Vor diesem Hintergrund hatten die Bauernverbände im Land und der Schweinezuchtverband ihre Mitglieder dazu aufgerufen, unter dem Motto „Gib der Krise ein Gesicht“ ihre persönliche Geschichte darzulegen, warum sie kaum noch Perspektiven für die Zukunft sehen. „Die dauerhafte Belastung unserer Schweinehalter ist nicht mehr tragbar“, erklärt der Vizepräsident des Landesbauernverbandes (LBV) und Präsident des Schweinezuchtverbandes Hans-Benno Wichert bei der Übergabe des Brandbriefes an Martin Hahn (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, und CDU-Agrarsprecher Klaus Burger auf dem Schweinemastbetrieb von Familie Käppeler in Bingen (Kreis Sigmaringen). „Jeden Tag schließen Berufskollegen die Stalltür, weil sich die Tierhaltung finanziell nicht mehr rechnet.“


Übergabe des Brandbriefes zur Schweinemarktkrise an die Politik v.l. Schweinehalter Jonas und Stefan Käppeler, Erwin Heckler vom BLHV, Martin Hahn (Grüne), LBV-Vizepräsident Hans-Benno Wichert, Klaus Burger (CDU)

Die Kosten für Futter, Energie, Dünger und Pflanzenschutzmittel sind in die Höhe geschossen, die Umsetzung von kostenintensiven Auflagen für Schweinehalter nehmen immer mehr zu – das führt zu massiven Problemen auf den baden-württembergischen Familienbetrieben. „Eine Marktnormalisierung ist vorerst nicht absehbar. Die Erzeugerpreise sind weiterhin nicht kostendeckend“, zeigt Wichert auf. „Wir brauchen jetzt ein handfestes Bekenntnis und eine entsprechende Unterstützung der Politik zur heimischen Landwirtschaft und zur regionalen Tierhaltung.“

„Vielen unserer Berufskollegen steht das Wasser bis zum Hals. Die ständig neuen Auflagen können in dieser Schlagzahl nicht mehr umgesetzt werden, zumal die damit verbundenen Kosten sich nicht refinanzieren lassen“, sagt Erwin Heckler, Mitglied im Fachausschuss Vieh und Fleisch vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) zur aktuellen Lage seiner Berufskollegen.

Der Brandbrief enthält sechs konkrete Forderungen, die für die Fortführung der regionalen Schweinehaltung unabdingbar sind:

  • Wir fordern ein „Stand Still“ und längere Übergangsfristen hinsichtlich höherer Gesetzesauflagen, solange die offenen Fragen, beispielsweise im Bau- und Genehmigungsrecht, nicht gelöst sind.
  • Den Betrieben fehlt aktuell jegliche Zukunftsperspektive. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zur heimischen Schweinehaltung. Notwendig ist die zeitnahe und vollumfängliche Umsetzung der Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung (Borchertplan) verbunden mit der Sicherstellung einer angemessenen und langfristig abgesicherten Finanzierung und Erleichterungen im Genehmigungs- und Baurecht.
  • Um die heimische Produktion zu stärken und Transparenz für den Verbraucher zu schaffen, braucht es dringend eine verbindliche Herkunftskennzeichnung (5D), die alle Stufen der Produktion umfasst und auch für Verarbeitungsware gilt.
  • Betrieben, die bereit sind sich weiterzuentwickeln, muss der Zugang zu Fördermitteln erleichtert werden.
  • Damit Betriebe ohne Perspektive in der Schweinehaltung neue Betriebskonzepte umsetzen können, muss eine Umnutzung ehemaliger Schweineställe unbürokratisch möglich sein.
  • Das Land muss sich dafür einsetzen, dass zumindest in den Landeskantinen ein höherer Anteil der Zutaten aus regional erzeugten Lebensmitteln stammt und dies auch erkennbar ist.

Neben der Politik ist auch der Lebensmitteleinzelhandel gefordert. „Der Handel muss den Verlust der Schweinehaltung im Land durch Erzeugerpreise abwenden und sich klar zu 5xD positionieren“, fordern die beiden Bauernverbandsvertreter Wichert und Heckler. „Vor allem die Ferkelzüchter brauchen dringend ein positives Signal.“ 

Hintergrund:
Schweinehaltung in Baden-Württemberg: Es gibt laut Statistischem Landesamt (Mai 2022) nur noch 1.700 schweinehaltende Betriebe, darunter 700 Ferkelzüchter in Baden-Württemberg. In den vergangenen Jahren hat diese Sparte einen regelrechten Strukturbruch erlebt, die Anzahl der Betriebe mit Ferkelzucht hat innerhalb eines Jahres (2021-2022) um 9,6 Prozent abgenommen. Der Schweinebestand ist ebenfalls deutlich rückläufig. Gegenüber Mai 2021 wurden rund 154.500 Schweine weniger gezählt, das entspricht einer Abnahme um 10,2 Prozent. Beim Ferkelpreis Baden-Württemberg bräuchten die Betriebe 80 bis 110 Euro je Ferkel* anstatt den momentanen 55,60 Euro je Ferkel. Der Schlachtschweinepreis liegt bei 2,05 Euro/kg Schlachtgewicht und ist laut LEL Schwäbisch Gmünd momentan kostendeckend. Aber nur, weil die Ferkelpreise viel zu niedrig sind. Der Selbstversorgungsgrad mit Schweinefleisch liegt in Baden-Württemberg nur noch bei 45 Prozent. *aktuelle Berechnungen der LEL Schwäbisch Gmünd vom 30. August 2022.

Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 33.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 20 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.

Aktuelle Fotos finden Sie im Internet unter www.lbv-bw.de/Presse/Pressefotos                          


Brandbrief an die Politik

PDF-Datei (138 kB)



Autor: LBV



 

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