Bauernkundgebung
Cem Özdemir lässt in Ellwangen Fragen offen
LBV-Vizepräsident Jürgen Maurer vermisst klare Aussage des Ministers zur zukunftsfähigen Landwirtschaft.
Bauernkundgebung Ellwangen
Der Kalte Markt in Ellwangen fand traditionell seinen Abschluss in Form einer Bauernkundgebung, die in diesem Jahr ganz im Zeichen der aktuell anhaltenden Bauernproteste stand. Das Interesse an der Veranstaltung war in diesem Jahr besonders groß. Mit Spannung wurde die Rede von Cem Özdemir, dem Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, erwartet. Mehr als 2.500 Landwirte kamen am Mittwoch nach Ellwangen. Bereits am frühen Morgen hatte sie den Verkehr in der Stadt lahmgelegt und so ihren Frust auf die Straße getragen.
Vor vollbesetzten Rängen begrüßte Hubert Kucher, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Ostalb-Heidenheim und Organisator der Bauernkundgebung in der Stadthalle von Ellwangen, Bundesminister Cem Özdemir. "Wir können nicht mehr. Wir können es schier nicht mehr ertragen. Man schnürt uns, auf schwäbisch gesagt, den Kragen zu", beschrieb Hubert Kucher die aktuelle Gefühlslage der Landwirtinnen und Landwirte vor 700 Personen, die in der Stadthalle Platz gefunden hatten.
Özdemir erklärt Kompromiss
In seiner Ansprache zeigte sich Cem Özdemir verständnisvoll: „Jeder muss einen Beitrag dazu leisten, dass wir einen verfassungsgemäßen Haushalt bringen. Aber es kann nicht sein, dass ein Berufsstand über Gebühr strapaziert wird. Vor allem, ohne dass er vorher Gehör gefunden hat.“ Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft betonte: „Die Kfz-Steuerbefreiung bleibt, die grüne Plakette bleibt Ihnen erhalten. Das haben wir immerhin schon mal erreicht.“ Er wisse, dass die Bäuerinnen und Bauern mit dem Agrardiesel-Kompromiss nicht zufrieden seien. „Wir haben aber dafür gesorgt, dass der Agrardiesel in drei Stufen wegkommt. Also es ist nicht nichts“, so Özdemir weiter.
Offene Fragen: Wie kann eine zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen?
Für Jürgen Maurer, Vizepräsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg, ging der Vortrag von Cem Özdemir nicht weit genug. Er war selbst vor Ort: „Herr Özdemir hat in seiner heutigen Rede vollkommen offengelassen, wie seiner Ansicht nach eine zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen und aktiv gestaltet werden kann.“ Und das obwohl junge Landwirtinnen und Landwirte genau diese Frage zuvor an den Minister gestellt hatten. Auf Initiative des Organisators Hubert Kucher hatten zwei Vertreter der Fachschule Aalen die Möglichkeit bekommen, Fragen an Cem Özdemir zu stellen. „Die Jugend hat der Politik einen klaren Auftrag mitgegeben. Herr Özdemir muss dafür sorgen, dass wir als zukünftige Bäuerinnen und Bauern auf unseren Höfen im Land eine Perspektive haben“, bekräftigt Jürgen Maurer die Forderung der Jungbauern.
Überwältigendes Echo auf Bauernproteste
Die Bauernkundgebung in Ellwangen war nur eine von vielen Veranstaltungen der Aktionswoche in Baden-Württemberg. Allein am Montag fanden zum Start der Aktionswoche laut Angaben des Innenministeriums Baden-Württemberg 389 Veranstaltungen mit über 33.000 landwirtschaftlichen Fahrzeugen statt.
Bis zum 15. Januar finden landesweit weitere Bauernproteste statt. Die Aktionswoche soll am 15. Januar in einer Großkundgebung in Berlin münden. Alle aktuell geplanten Veranstaltungen der Aktionswoche in Baden-Württemberg finden Sie auf der Webseite des Landesbauernverbandes ».
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 33.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 20 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
Aktuelle Fotos finden Sie im Internet unter www.lbv-bw.de/Presse/Pressefotos
Autor: akb