Selbstversorgung sinkt weiter
Baden-Württemberg gehen die Tierhalter aus
Die Vizepräsidenten des Landesbauernverbandes (LBV), Roswitha Geyer-Fäßler und Hans-Benno Wichert, zeigen sich beunruhigt von den Entwicklungen bei den Viehbeständen in Baden-Württemberg.
Viehzählung zum 3. November 2023
Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat am 14. Dezember 2023 die aktuellen Ergebnisse der Viehzählung zum Stichtag 3. November 2023 veröffentlicht. Die Nutztierbestände entwickeln sich weiter rückläufig, wenngleich der Rückgang auch nicht mehr so stark ausfällt wie in den Vorjahren.
Die Vizepräsidenten des Landesbauernverbandes (LBV), Roswitha Geyer-Fäßler und Hans-Benno Wichert, zeigen sich beunruhigt von den Entwicklungen: „Tierhaltung ist ein wichtiges Standbein für unsere heimischen Familienbetriebe. Durch den enormen politischen und gesellschaftlichen Druck und die wirtschaftlichen Risiken sehen viele Betriebe leider keinen anderen Ausweg als den Ausstieg aus der Tierhaltung.“
Bei Milchkühen hält Abwärtstrend an
Bei den Milchkühen hält der negative Trend der Vorjahre weiter an. Die Bestände wurden um 1,8 Prozent auf nun 309.148 Kühe verringert. Bei den Betriebszahlen zeigt sich der Rückgang deutlicher; hier sind fast 200 Betriebe und damit 3,6 Prozent im vergangenen Jahr ausgeschieden.
Vizepräsidentin Roswitha Geyer-Fäßler blickt besorgt auf die Zahlen: „Der Strukturwandel setzt sich in der Milchviehhaltung ungebremst weiter fort. Die Forderungen des Lebensmitteleinzelhandels, zukünftig nur noch Haltungsform-Stufe 3 und höher anbieten zu wollen, wird viele Betriebe bei uns vor zusätzliche Herausforderungen stellen. Einerseits werden die Mehrkosten bisher nicht gedeckt, andererseits können die Vorgaben für die höheren Haltungsform-Stufen nicht immer umgesetzt werden, da oft bau- und emissionsrechtliche Vorschriften dagegenstehen.“
Zahl der Schweinehalter nimmt drastisch ab
Der Schweinebestand hat sich insgesamt weiter um 3,8 Prozent reduziert. Obwohl sich im Zuchtbereich die Lage zu stabilisieren schien – die Jungsauenbestände hatten zuletzt um 8,8 Prozent zugelegt – steigen weiterhin etliche Betriebe aus der Produktion aus. Aktuell gibt es noch 1.510 schweinehaltende Betriebe (- 8,2 Prozent), davon 620 Sauenhalter (- 5,2 Prozent).
Vizepräsident Hans-Benno Wichert äußert sich dazu: „Unsere Befürchtungen haben sich leider erneut bewahrheitet. Unsere Betriebe mit Nutzvieh beenden immer öfters ihre Tierhaltung, weil sie keinerlei Planungssicherheit bekommen. Auch die Aussichten für das nächste Jahr versprechen wenig Besserung. Für die Sauenbetriebe steht im Februar 2024 eine wichtige Entscheidung an. Sie müssen ihr Konzept für den Umbau des Deckzentrums vorlegen oder den Ausstieg erklären.“
Herkunftskennzeichnung bringt mehr Transparenz für Verbraucher
Roswitha Geyer-Fäßler und Hans-Benno Wichert, beide in der praktischen Landwirtschaft tätig, legen Hoffnung in die Herkunftskennzeichnung. Diese hat die Zentrale Koordination Handel Landwirtschaft (ZKHL) Mitte November 2023 als Initiative der Branche vorgestellt.
Die Herkunftskennzeichnung kann ab Januar 2024 aufgrund der freiwilligen Branchenvereinbarung starten. Verbraucher können somit besser erkennen, ob das Produkt von Anfang bis Ende in Deutschland hergestellt wurde und der Einkauf somit die heimische Landwirtschaft unterstützt.
Autor: Andrea Bauer, hk