Eierknappheit in Deutschland
Zu Ostern werden die Eier knapp
In vielen Supermärkten sind aktuell die Eier knapp – Das spiegelt sich in gestiegenen Preisen wider. In den USA kann man ein ähnliches Phänomen beobachten. Dort werden Eier aktuell sogar rationiert. Ist so ein Szenario auch in Baden-Württemberg denkbar? Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) erklärt die Hintergründe.
Ursachen für die aktuelle Marktlage
Auf dem freien Markt haben die Eierpreise ein Allzeithoch erreicht. „Die Versorgungslage ist angespannt. Die Ursachen für die aktuelle Marktsituation sind vielfältig,“ beschreibt Andrea Bauer, LBV-Referentin für Tierhaltung und zugleich Geschäftsführerin des Geflügelwirtschaftsverbandes Baden-Württemberg. „Eine Ursache für die Eierknappheit in Deutschland ist der Ausbruch der Geflügelpest in Norddeutschland. Dort mussten einige Bestände gekeult werden, hier findet infolgedessen außerplanmäßig keine Produktion statt,“ analysiert Bauer. Bis ein neuer Bestand sich etabliert habe, dauere es etwa sieben bis acht Monate, da es einen gewissen Vorlauf braucht, bis neue Junghennen herangewachsen sind.
Jürgen Maurer, Vizepräsident des Landesbauernverbandes, ergänzt: „Es ist ganz normal, dass die Produktionskapazitäten nach einem Peak zu Weihnachten über den Jahreswechsel heruntergefahren werden. In dieser Zeit werden Herden ausgetauscht, ältere Hennen ausgestallt und neue Jungtiere zugekauft,“ so Maurer, der auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb im Hohelohekreis selbst Legehennen beheimatet. Hinzu käme, dass Junghennen eine gewisse Zeit benötigen, bis diese in der Produktion voll einsetzbar sind. „Aktuell treffen also die eigentliche Saisonterminierung auf nicht planbare Ereignisse wie den Ausbruch der Geflügelpest,“ erklärt der LBV-Vizepräsident die Hintergründe der aktuellen Eierknappheit. Betroffen seien alle Haltungsformen, besonders allerdings Eier aus Bio- und Freilandhaltung. Die Verfügbarkeit von sogenannten OKT-Eiern („ohne Kükentöten“) sei aktuell besonders eingeschränkt.
Keine Entspannung in Sicht
Nach Meinung der Experten bleibt zu befürchten, dass sich die Lage bis zum Osterfest Ende April nicht entspannen wird. „Es wird immer Eier im Regal geben, trotz der Engpässe. Die Frage ist allerdings, wo diese herkommen werden,“ stellt Andrea Bauer klar. Der Selbstversorgungsgrad mit Eiern liegt in Baden-Württemberg bei lediglich 27 Prozent, in Deutschland bei 73 Prozent. „Infolgedessen spielen auch Marktveränderungen außerhalb der Landesgrenzen eine Rolle, wie z.B. in den Niederlanden, einem der Hauptlieferanten für Schaleneier nach Deutschland. Hier hat der Staat um Immissionen zu senken ein Aufkaufprogramm gestartet und damit die Produktionsmengen deutlich gesenkt,“ berichtet die LBV-Referentin.
Frühzeitig eindecken
„Wenn Sie für Ostern Eier benötigen, kaufen Sie diese nicht „last minute“, denn kurzfristig kann es immer zu Engpässen in den Regalen kommen. Eier halten sich bei richtiger Lagerung problemlos mehrere Wochen, sodass man diese stressfrei auch schon 1- 2 Wochen vor Ostern besorgen kann,“ so der Tipp der Verbandsvertreter. Möchte man für Ostern Eier hart kochen und färben, empfähle es sich ohnehin keine ganz frischen Eier zu verwenden. Die Eier seien viel besser zu schälen, wenn sie bereits eine Woche vor dem Zubereitungstermin gekauft wurden. Selbst gekochte Eier werden am besten im Kühlschrank gelagert. Bunt gekaufte Eier halten in der Regel so oder so deutlich länger, da sie nach dem Färben mit einer Schutzschicht versiegelt wurden.
Hintergründe
Superfood Ei: Das Ei erfreut sich in Zeiten schwindender Kaufkraft steigender Beliebtheit. Es ist für den Konsumenten ein hochwertiges, aber vergleichsweise preiswertes Nahrungsmittel. Das in Eiern enthaltene Protein ist biologisch sehr wertvoll. Es ist gut verdaulich, besser als in Fleisch, Milch und Fisch oder anderen pflanzlichen Proteinquellen. Das bedeutet, dass hier nahezu 100 % des Eiweißes durch den Körper verwertet werden können. Ein Ei der Gewichtsklasse L (etwa 70 Gramm) enthält circa 9 Gramm Eiweiß, 8 Gramm Fett und Spuren von Kohlenhydraten, außerdem alle Mineralstoffe und Vitamine, mit Ausnahme von Vitamin C.
Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern steigt wieder: Nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) stieg der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern 2023 auf 236 Eier. 2022 lag er bei 230 Eiern pro Kopf, 2021 bei 233. Der Nahrungsverbrauch von Eiern wuchs um drei Prozent auf 19,9 Milliarden Eier. Dies ist auf einen höheren Bedarf als auch auf die wachsende Bevölkerung zurück zu führen. Ein weiterer Grund könnte nach Meinung des BZL die Ausbreitung der flexitarischen Ernährungsweise sein, sprich weniger Fleisch, dafür mehr Eier.
Weiterführender Link Statistisches Landesamt Baden-Württemberg »
Geflügelpest in Baden-Württemberg: In Baden-Württemberg wurde das aviäre Influenzavirus vom Subtyp H5N1 Mitte Januar in einem Putenmastbetrieb im Landkreis Schwäbisch Hall nachgewiesen. Der Betrieb wurde gekeult, eine entsprechende Sperrzone eingerichtet. Damit konnte die Verbreitung der Krankheit (vorerst) gestoppt werden. Inzwischen sind die Restriktionen vor Ort wieder vollständig aufgehoben. Die Gefährdungslage ist aber weiterhin hoch, da der Vogelzug noch bevorsteht. Deutschlandweit gab es seit Jahresbeginn bereits 18 Ausbrüche in Nutzgeflügelbeständen. Durch entsprechende Biosicherheitsmaßnahmen versuchen die Geflügelhalter, das Risiko für eine Viruseinschleppung zu minimieren.
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 30.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 20 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
Autor: ab/akb