Pressemitteilung
Situation der Schweinehalter desaströs
Schweinemarkt in der Krise – gravierender Strukturbruch befürchtet
Die Situation ist katastrophal. Der Schweinemarkt ist durch die Coronakrise und den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen massiv eingebrochen. Der Schlachtschweinepreis ist auf 1,19 Euro/kg abgestürzt, der Ferkelpreis liegt in Baden-Württemberg bei desaströsen 23,10 Euro je Ferkel. „Unsere Schweinehalter erleben derzeit die größte Krise seit Jahrzehnten. Die Situation auf den Höfen ist dramatisch. Schon jetzt sind in Folge der Schweinemarktkrise irreparable Strukturbrüche erkennbar“, erklärt der Präsident des Landesbauernverbandes Joachim Rukwied anlässlich der Online-Jahrespressekonferenz am 11. Dezember 2020. „Wir brauchen dringend ein klares Bekenntnis von Politik und Lebensmitteleinzelhandel zur regionalen Erzeugung, ansonsten geht den Familienbetrieben die Luft aus.“
Schwierige Lage trifft Ferkelzüchter besonders hart
Die schwierige Lage am Schlachtschweinemarkt trifft die Ferkelerzeuger extrem hart. Mit 23,10 Euro je Ferkel schreiben die Sauenhalter tiefrote Zahlen. „In der Schweinehaltung brauchen die Tierhalter deutlich höhere Preise, um in die Gewinnspanne zu kommen“, sagt LBV-Präsident Rukwied. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Sparte wirtschaftlich sehr schwierige Zeiten mit wenigen Erholungsphasen. Gesetzliche Verschärfungen und der Preisdruck haben dazu geführt, dass die Schweinehaltung im Land bereits deutlich zurückgegangen ist.
Weiterer Strukturbruch kündigt sich an
In Baden-Württemberg gibt es derzeit rund 2.000 Schweinehalter. Etwa 900 Betriebe davon halten Zuchtsauen. „Seit 2010 ist die Zahl der Sauen haltenden Betriebe im Land um 57 Prozent gesunken, der Tierbestand ist um 41 Prozent zurückgegangen“, zeigt Rukwied auf. Die Versorgung mit regionalem Schweinefleisch sei durch weitere Betriebsaufgaben gefährdet. Der Selbstversorgungsgrad im Land liege schon heute bei unter 50 Prozent.
Insbesondere die Ferkelzüchter im Land sehen kaum noch eine Perspektive für ihre Betriebe. „Für regionale Schweinefleischprogramme brauchen wir aber Ferkel aus Baden-Württemberg und wollen diese nicht aus Norddeutschland oder gar Dänemark importieren müssen“, erklärt Rukwied. „Das erwartet auch der Konsument beim Kauf von Schweinefleisch aus der Region.“
Unbürokratische Krisenhilfe – Politik muss handeln
„Für den momentanen Krisenfall fordern wir die Politik auf, schnellstmöglich alle Maßnahmen zu ergreifen, um die dringend benötigte Liquidität auf die Betriebe zu bringen“, sagt Rukwied. „Deutschlandweit verlieren die Schweinehalter momentan wöchentlich 40 Millionen Euro. Die Betriebe brauchen jetzt schnell finanzielle Unterstützung. Dringend notwendig ist der Zugang zu den Corona-Hilfen sowie steuerliche Erleichterungen.“
Neben den Corona-Maßnahmen belastet die Afrikanische Schweinepest den Schweinefleischsektor. Eine Öffnung von Exportmärkten wäre als positives Signal extrem wichtig. „Die Politik muss die Verhandlungen mit Drittländern – insbesondere mit China – über die Anerkennung der EU-Regionalisierungsregelung mit aller Konsequenz und noch mehr Nachdruck weiterführen“, fordert Rukwied.
Lebensmitteleinzelhandel und Schlachtbranche sind gefordert
Während der Außer-Haus-Verzehr dramatisch zurückgegangen ist, konnten an den Fleischtheken des Handels erhebliche Zugewinne erzielt werden. „Die Preissenkungen der vergangenen Monate sind für uns daher völlig inakzeptabel“, betont der Bauernpräsident. „Hier wird gerade viel Geld auf dem Rücken der Bauern verdient.“ Der Schweine- und Ferkelpreis müsse schnellstens angehoben werden. Davon abgesehen müsse der Handel endlich seine Dauerniedrigpreiskultur aufgeben und so mehr Wertschöpfung auf den landwirtschaftlichen Familienbetrieben ermöglichen.
Hintergrund: Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 36.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 23 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
Aktuelle Fotos finden Sie im Internet unter www.lbv-bw.de/Presse/Pressefotos
Autor: LBV