BMUB-Kampagne
Grundkurs schreibt Offenen Brief an Ministerin Hendricks
Die 31 jungen Landwirtinnen und Landwirte des 115. Grundkurses der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee haben einen Offenen Brief an Bundesumwelministerin Barbara Hendricks geschrieben. Hintergrund ist die seit vergangenen Donnerstag gestartete Kampagne „Gut zur Umwelt. Gesund für alle“ mit sogenannten elf „Neuen Bauernregeln“.
Offener Brief an das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,
Bau und Reaktorsicherheit als Antwort auf die Veröffentlichung der „Neuen Bauernregeln“ im Februar 2017
Frau Ministerin Dr. Barbara Hendricks, MdB
6. Februar 2017
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Hendricks,
Sie, als dem Wohlergehen der Bevölkerung verpflichtete Ministerin und uns, als eine Gruppe von 31 jungen Landwirtinnen und Landwirten, die derzeit ein 5-wöchiges persönlichkeitsbildendes Seminar an der Schwäbischen Bauernschule in Bad Waldsee besuchen, eint die vornehme Aufgabe, für täglich frische, im Einklang mit der Natur erzeugte Nahrungsmittel zu sorgen.
Ätzendes Unbehagen macht sich bei uns breit, wenn wir zusehen müssen, wie „Bauern-Bashing“ offensichtlich zum neuen Volkssport wird. Mit Ihren neuen, in unseren Augen diffamierenden Bauernregeln liegen Sie offenbar voll im Trend. Richtig widerwärtig wird es, wenn nun sogar staatliche Behörden ihre „Autorität“ dazu missbrauchen, Bauern zu diskreditieren. Im Wahlkampf gilt wohl - frei nach Machiavelli - der Zweck heiligt die Mittel!
Durch die Art und Weise, mit der Sie unseren Lebensalltag darstellen, verspielen Sie bei uns Landwirtinnen und Landwirten jegliches Vertrauen und verlieren Ihre Seriosität. Manipulative Kampfbegriffe wie „Ackergift“, die man bisher nur von mehr oder weniger seriösen NGOs gewohnt war, in Ihrer Kampagne wieder zu finden, irritiert doch sehr. Verwunderlich ist zudem, dass Sie meinen, landwirtschaftlich komplexe Themen in drei gereimten Zeilen zusammenfassen zu können. Dieser Versuch ist unseres Erachtens krachend gescheitert!
Anstatt Brücken zu bauen, reißen Sie sie ein. Die Grundlagen für jeden vernunftbasierten und sachlichen Dialog werden durch Ihre niveaulose Darstellung fundamental beschädigt. Höchst bedauerlich, wenn man bedenkt, dass nun sogar mit Staatsgeldern das Vertrauen in unsere heimische Landwirtschaft in den Dreck gezogen wird.
Bewusst werden über Ihre Kampagne Unwahrheiten über die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit verbreitet. Bereits bestehende, weltweit hochklassige Tierschutzstandards sowie die 365 Tage Betreuung für unsere Tiere werden verkannt. Zudem wird die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln in unseren Landen besser kontrolliert als die Abgaswerte in der Automobilindustrie!
Die Landwirtschaft, Landwirtinnen, Landwirte und ihre Familien werden durch Ihre „Neuen Bauernregeln“ an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Wir Nahrungsmittelproduzenten werden als Brunnenvergifter dargestellt. Einen ganzen Berufsstand so zu diffamieren, ist eine bedauerliche Fehlleistung. Jedoch sollten Sie bedenken: Natur- und Umweltschutz geht nur mit der Landwirtschaft und nicht gegen sie!
Wollen Sie, dass zukünftig unsere Nahrungsmittel überwiegend aus dem Ausland kommen?
Wir fordern deshalb: Stoppen Sie sofort diese Kampagne und machen Sie sich sachkundig über unsere gut aufgestellte, ständig innovative Landwirtschaft! Wir stellen uns gerne als Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner zur Verfügung.
Der 115. Grundkurs an der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee
Autor: Amstutz, LBV