Geflügelpest
HPAI bei Milchkühen - Empfehlungen des FLI
Seit März 2024 wird von einem Infektionsgeschehen in US-amerikanischen Milchviehherden durch einen Vogelgrippevirus der Variante HPAI H5N1 berichtet.
Inzwischen sind mehr als 100 Rinderbetriebe in verschiedenen US-Bundesstaaten betroffen. Es besteht die Vermutung, dass das Virus durch Transporte infizierter Tiere oder auch kontaminierte Gerätschaften und Einstreumaterialien in andere Rinderherden verbreitet wird.
Erkrankte Milchkühe weisen meist Euterentzündungen, Milchrückgang und Fieber auf. Sie erholen sich jedoch in der Regel wieder. In den US-Milchviehherden wurden relativ hohe Virenkonzentrationen im Euter und in der Milch nachgewiesen, sodass Experten von einer Übertragung des Virus durch Milchrückstände beim Melken oder ähnlichen Vorgängen ausgehen. Eine Übertragung durch Tröpfcheninfektion oder direkten Kuhkontakt wird derzeit ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Untersuchungen von US-Behörden haben genetische Spuren des H5N1-Virus mittels PCR-Tests in pasteurisierter Konsummilch in US-Supermärkten nachgewiesen, jedoch keine infektiöse Milch gefunden. Die US-Gesundheitsbehörde FDA betrachtet den Konsum von pasteurisierter Milch als gesundheitlich unbedenklich. Beim Pasteurisieren (Erhitzen) wird der H5N1-Virus zerstört, jedoch lassen sich seine Bestandteile in der Konsummilch mittels PCR-Test noch nachweisen. Die Handelsdaten zeigen, dass in 2023 und bis heute weder Rohmilch noch lebende Rinder als mögliche Eintragsquellen von den USA nach Deutschland importiert worden sind. Weiterhin unterscheidet sich das System der Tierseuchenbekämpfung in der EU und insbesondere in Deutschland deutlich von dem in den USA. In Deutschland ist eine unkontrollierte Ausbreitung durch den Transport laktierender Kühe aufgrund restriktiver tierseuchenrechtlicher Maßnahmen nahezu ausgeschlossen. Zudem sind Haltungs- und Fütterungssysteme in der Milchviehhaltung nicht vergleichbar.
In Europa gibt es daher aktuell keine Hinweise auf ähnliche Vorfälle. Laut dem Friedrich-Löffler-Institut (FLI) haben erste Untersuchungen von 1.400 Proben Rinderserum keinen Hinweis auf H5N1-Infektionen in Deutschland ergeben. Aktuell wird ein weiteres bundesweites Screening von Milchviehbeständen auf der Basis von Tankmilchproben durchgeführt. Dieses Screening erfolgt durch Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit Veterinärbehörden und Milchviehhaltern. Auch hier waren erste Ergebnisse negativ.
Das FLI bewertet das Infektionsrisiko für Deutschland derzeit als sehr gering. Diese Einschätzung basiert auf den aktuellen Handelsdaten und den strengen tierseuchenrechtlichen Regelungen in Deutschland. Sowohl das Risiko einer Einschleppung der amerikanischen H5N1-Virusvariante nach Deutschland als auch das einer Infektion und Ausbreitung unter Rindern mit den europäischen HPAI H5-Viren wird als sehr gering eingeschätzt.
Das FLI empfiehlt die folgenden vorbeugenden Maßnahmen für rinderhaltende Betriebe, um den Kontakt mit potenziell belasteten Gegenständen und Personen zu minimieren oder zu vermeiden: Sachgemäße Entsorgung von Lebensmitteln, die durch US-Reiseverkehr nach Deutschland gelangt sind. Information der Öffentlichkeit über die Notwendigkeit, Rinder nicht mit Speiseabfällen oder Milchprodukten zu füttern. Einhaltung einer Quarantänezeit von drei Tagen für Personen, die aus betroffenen US-Regionen zurückkehren, sowie Desinfektion der Ausrüstungs- bzw. Kleidungsgegenstände dieser Personen vor dem Betreten von Milchviehbetrieben. Bei unklaren und gehäuften Erkrankungsfällen Untersuchung des Milchviehbestandes und gegebenenfalls weiterer Tierarten des Betriebes auf HPAIV H5-Virus. Kontaktminimierung mit potenziell HPAIV H5-Virus belastetem Material, z. B. mit Vogelkot verunreinigte Gegenstände auf der Weide oder im Stall. Erhöhte Sensibilisierung von Betrieben, die Rohmilch direkt ab Hof verkaufen (z.B. Milchtankstellen), um die Konsumenten deutlich darauf hinzuweisen, dass Rohmilch vor dem Verzehr abgekocht werden muss.
Weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen finden Sie unter https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/aviaere-influenza-ai-gefluegelpest/
Quelle: DBV