LBV

Anmelden

Noch kein Mitglied?

Mit zahlreichen Dienstleistungsunternehmen bietet der Landesbauernverband (LBV) für alle landwirtschaftlichen Geschäftbereiche eine Lösung. Neben Steuerberatung, Buchhaltung und Wirtschaftsberatung können die LBV-Mitglieder auch von exklusiven Konditionen einschlägiger Unternehmen profitieren.

>> Vorteile für LBV-Mitglieder <<


Mitglied werden

Anmelden

Kreisbauerntag in Mühlacker

Habeck sieht Chancen für Landwirte bei Systemwandel


Das System „Möglichst viel und günstig“ stoße an seine Grenzen. Eine andere Politik mit mehr Extensivierung und klarer Kennzeichnung der Lebensmittel könne den Landwirten neue Perspektiven eröffnen. Das sagte Dr. Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, beim Kreisbauerntag in Mühlacker.

Grünen-Bundesvorsitzender beim Kreisbauerntag in Mühlacker – Robert Habeck, umrahmt von Abgeordneten, Kreisvorsitzendem Ulrich Hauser (links) und dessen Stellvertreter Thomas Kaucher (2. von rechts) sowie Landrat Bastian Rosenau (rechts) stellen sich kurz vor Beginn im Uhlandbau den Fotografen.
Grünen-Bundesvorsitzender Dr. Robert Habeck
Kreisvorsitzender Ulrich Hauser
Vizepräsident Hans-Benno Wichert vom Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV)
Böblingens Kreisvorsitzender Andreas Kindler
Thomas Kaucher, stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbandes Enzkreis
Gunther Krichbaum MdB
Landrat Bastian Rosenau
Dr. Ulrich Roßwag vom Regierungspräsidium Karlsruhe
Winfried Abicht, Bürgermeister von Mühlacker

Mühlacker (Enzkreis), 8. Februar 2019

Kreisbauerntag des Bauernverbandes Enzkreis
mit Dr. Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen

Perspektiven der deutschen Landwirtschaft bis 2030

Habeck für mehr Extensivierung, Transparenz und bessere Preise

 

Robert Habeck betritt die Bühne. Löst das Mikrofon aus der Halterung. Will sich frei bewegen. Und frei sprechen. Ulrich Hauser schiebt das Pult etwas ins Dunkel der Bühne. „So schnell falle ich nicht“, dankt der Bundesvorsitzende der Grünen auf seine Art dem Kreisvorsitzenden beim Kreisbauerntag des Bauernverbandes Enzkreis am Freitag, 8. Februar 2018, im Uhlandbau in Mühlacker. Und legt los.

Emotionale Auslöser

Kühe grasen auf der Weide. Fast auf jeder Packung, unabhängig davon, welche Milch darin steckt. Diese Emotionalität im Bild wird zum Auslöser für das Erstaunen in der Realität. „Das ist ja Massentierhaltung“, ruft so der Verbraucher. Deshalb seien Transparenz und Miteinander-Reden so wichtig, betont Habeck.

Nach dem Krieg wurde von der Landwirtschaft erwartet, die Menschen satt zu machen. So ist sie zum Garanten für unser Wohlstandsland geworden. Habeck skizziert einige Tendenzen in der Landwirtschaft.

Tendenzen in der Landwirtschaft

  • Die Produktivität steigt, der Strukturwandel nimmt zu.
  • Die Konkurrenz um Fläche verschärft sich. Der Flächenverbrauch soll von rund 80 auf 30 Hektar je Tag in Deutschland reduziert werden.
  • Für Lebensmittel wird immer weniger ausgegeben, bezogen auf das verfügbare Fami­lieneinkommen. Landwirtschaftliche Erzeugnisse sind buchstäblich infolge des zunehmenden Wohlstandes immer weniger wert geworden. Zugleich nimmt die Wegwerfmentalität zu.
  • Das Klima wandelt sich, die Ertragsschwankungen wachsen.
  • Land-Grabbing breitet sich aus. Nicht-Landwirte investieren in landwirtschaftliche Nutzflächen. Land ist immer öfters nicht mehr in Bauernhand.

Politik beschleunigt Strukturwandel

Der frühere Umwelt- und Landwirtschaftsminister Schleswig-Holsteins zieht das Fazit: Diese Tendenzen verstärken sich. Die Agrarpolitik beschleunigt den Strukturwandel. Der Kapitalbedarf für neue Technik wächst. Die vertikale Integration entlang der Produktionskette nimmt zu. Die Abhängigkeit von vor- und nachgelagerten Unternehmen steigt.

Andere Politik, neue Perspektive

Die Landwirtschaft braucht laut Habeck eine andere Politik, um ihr neue Perspektiven zu eröffnen und das „Wachsen oder Weichen“ zu brechen. Im Kern gehe es um die Frage: „Wie können wir Extensivierung erreichen?“

"Die Verbraucher erhalten die Produkte,
die sie wollen,
die Landwirte das Geld,
das sie verdienen.“
Dr. Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen

 

Der Vorsitzende der Bundes-Grünen formuliert dazu Ziele und Maßnahmen:

  • Vernünftige Preise auf den Betrieben sind das Ziel.
  • Eine klare, deutliche und verständliche Kennzeichnung der Lebensmittel sind notwendig.
  • Der ökologische Landbau soll ausgedehnt werden.
  • Die Resilienz, die Widerstandskraft gegen den Klimawandel soll steigen.
  • Die Landwirtschaft soll Mehrleistungen bezahlt bekommen.

Handeln statt Schuld zuweisen

Mit Schuldzuweisungen „kommen wir nicht weiter“, meint Habeck. Die Politik sei dazu da, „die Dinge zu regeln“. In den vergangenen 15 Jahren habe das Bundeslandwirtschaftsministerium nicht die entsprechende Politik gemacht. Er sei für Folgendes: „Die Verbraucher erhalten die Produkte, die sie wollen, die Landwirte das Geld, das sie verdienen.“

Situation nach dem Trockenjahr 2018

„Im Vergleich zu Nord- und Ostdeutschland sind wir einigermaßen glimpflich davongekommen, was die Erträge bei Getreide und Futter für die Tiere betrifft“, kommentiert Ulrich Hauser die Situation Anfang 2019 nach dem Trockenjahr 2018.

"Finger weg von hochwertigen Flächen, sei es für Siedlungs- oder Ausgleichsmaßnahmen."
Ulrich Hauser, Vorsitzender Bauernverband Enzkreis

Finger weg von hochwertigen Flächen

Der Vorsitzende des Bauernverbandes Enzkreis thematisiert den Flächenverbrauch und ruft den Bürgermeistern und Mitgliedern der Verbandsversammlung des Regionalverbandes die Stichworte „Vorrangflächen und Vorbehaltsflächen“ zu. Die guten, tiefgründigen Böden des Kreises seien für stabile Erträge notwendig und stellten damit eine verlässliche Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion dar. Hausers Schlussfolgerung: „Das heißt Finger weg von hochwertigen Flächen, sei es für Siedlungs- oder Ausgleichsmaßnahmen.

Um die vielen ungenutzten Wohnungen in Deutschland einer Nutzung zuzuführen, müssten verstärkt Anreize geschaffen werden, bevor neue Siedlungsflächen ausgewiesen werden. Als Beispiele nennt Hauser

  1. die Übernahme des Ausfallrisikos der Miete durch die Kommunen sowie
  2. Änderungen beim Mietrecht, um das Vermieten wieder attraktiver zu machen.

Bezahlbare Versicherungen gegen Dürre notwendig

Nach einer Auswertung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft beliefen sich 1990 bis 2013 die Ernteschäden durch Wetterextreme durchschnittlich auf 511 Millionen Euro jährlich. Darunter entfallen 54 Prozent auf Ernteausfälle durch Trockenheit. In den Extremjahren 1992 und 2003 betrugen die ermittelten Trockenschäden annähernd 1,5 bis 2 Milliarden Euro. Diese Summe sei 2018 noch übertroffen worden, skizziert Hauser die Notwendigkeit von bezahlbaren Versicherungslösungen für Trockenschäden.

  • Für die politischen Entscheidungsträger gehe es dabei um die Frage von Zuschüssen und niedrigen Steuersätzen.
  • Für die Anbieter und Nachfrager solcher Lösungen sei die Frage der Prämienhöhe und Bewertung der Schäden zu lösen.

Landwirtschaft ohne Treibhausgasemissionen nicht möglich

Nach dem Pariser Klimaschutzabkommen soll die deutsche Landwirtschaft die Treibhausgasemissionen bezogen auf 1990 um rund 30 Prozent reduzieren. Wie lasse sich dieses Ziel vor dem Hintergrund erreichen, dass pflanzliche und tierische Produktion ohne Treibhausgasemissionen nicht möglich seien, fragt sich Hauser. Er erwähnt:

  1. Reduzierung der Stickstoffüberschüsse.
  2. Emissionsärmere Ausbringung von Wirtschaftsdünger.
  3. Erhöhung der Humusgehalte der Böden.
  4. Effizientere Produktion durch Ertrags- und Leistungssteigerungen.
  5. Extensivierung auf der Fläche, verbunden mit sinkenden Erträgen bei gleichzeitig steigendem Nahrungsmittelbedarf weltweit?
    2018 erreichte der Flächenertrag im Biolandbau ca. 30 dt/ha, im konventionellen Anbau 68 dt/ha laut der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft mbH (AMI).
  6. Abbau der Viehbestände mit Verlagerung in andere Regionen bei gleichzeitig wachsendem Fleischkonsum weltweit. Das helfe der nationalen Klimabilanz, aber nicht der globalen.
    Deutschland hat aktuell einen Importüberschuss bei landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Nahrungsmitteln.

Rückgang der Tierbestände aus ökonomischen Gründen

Unabhängig von der Klimadebatte gingen mit steigenden Ansprüchen und Anforderungen an die tierhaltenden Betriebe bei gleichzeitig wirtschaftlich unbefriedigenden Ergebnissen die Tierbestände aus ökonomischen Gründen zurück, gibt der Kreisvorsitzende zu bedenken.

In den letzten Jahren führten vor allem bei den Sauen haltenden Betrieben zusätzliche Auflagen, die unsicheren Rahmenbedingungen hinsichtlich zukünftiger Haltungsformen und schlechte Erlöse zu einem deutlichen Bestandsabbau und Betriebszweigaufgaben. In den vergangenen zehn Jahren hätten 55 Prozent der Ferkel erzeugenden Betriebe in Baden Württemberg diesen Betriebszweig aufgegeben.

"Die Umsetzung höherer Standards kann nur gelingen, wenn die Konsumenten ihren Wünschen auch Taten folgen lassen."
Ulrich Hauser, Vorsitzender Bauernverband Enzkreis

Warnung vor Trugschluss beim Einkauf

Laut einer vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Auftrag gegebenen Untersuchung wollen 80 Prozent der Verbraucher mehr Inforationen zu den Haltungsformen haben. Aber daraus abzuleiten, dass ein ebenso großer Anteil bei der tatsächlichen Kaufentscheidung die höheren Standards wählt, „ist immer wieder ein Trugschluss“, warnt Hauser.

Den Wünschen auch Taten folgen lassen

Nur wenn der zusätzliche finanzielle und zeitliche Aufwand der Landwirte an der Ladentheke vergütet werde, ließen sich nachhaltige Veränderungen erreichen.Die wirtschaftlich sichere und damit nachhaltige Umsetzung höherer Standards würde nur gelingen, wenn entweder aktiver Außenschutz betrieben werde oder über Vertragsproduktion, „und wenn die Konsumenten ihren Wünschen auch Taten folgen lassen“, betont der Kreisvorsitzende.



Autor: hk



 

Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben?
Melden Sie sich jetzt für den BWagrar-Newsletter an und bleiben Sie infomiert.

zur Newsletteranmeldung

Aktuelles

Schlachthof in Crailsheim
Erhalt der süddeutschen Schlachthofstruktur hat oberste Priorität
Nach dem Übernahmeverbot durch das Bundeskartellamt stand die Zukunft der Vion-Schlachthöfe in Süddeutschland im Fokus der medialen Berichterstattung. Der LBV stellt klar, was jetzt wichtig ist.

LBV-Betriebsausflug 2025
Ein Tag voller Gemeinschaft
Mit rund 150 Anmeldungen aus allen Ecken des Verbandsgebietes war der diesjährige LBV-Betriebsausflug so gut besucht wie noch nie. Er führte die Mitarbeitenden des LBV in den schönen...

Festakt in Bad Waldsee
75 Jahre Bauernschule Bad Waldsee
Die Bauernschule in Bad Waldsee feierte in einem stimmungsvollen Festakt voller Geschichte, Zukunft und gelebter Gemeinschaft ihr 75-jähriges Bestehen. Der Landesbauernverband gratuliert!

Erfolg für den Berufsstand
Stoffstrombilanz ist Geschichte
Der Bauernverband hat sich jahrelang für eine Abschaffung der Stoffstrombilanzverordnung eingesetzt – mit Erfolg! Hier erfahren Sie mehr zu Aufhebung der Stoffstrombilanzverordnung.

Landwirtschaft im Mittelpunkt
Bauernkundgebung auf der Ipfmesse Bopfingen 2025
Für die diesjährige Bauernkundgebung anlässlich der Ipfmesse in Bopfingen konnte der Bauernverband Ostalb-Heidenheim Karsten Schmal, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, gewinnen. Dieser...

Jetzt mitmachen!
COPA-Petition zur GAP unterzeichnen
Mit der Petition "No Security without CAP"soll ein starkes Signal für Versorgungssicherheit und die Zukunft der europäischen Landwirtschaft gesetzt werden. Die Botschaft an Brüssel lautet:...

Jetzt im Archiv
Mit VIDEO: Digitale Fachtagung "Achtung, Vertragsfalle! Windenergieanlagen und Freiflächen-Photovoltaik auf dem Acker"
Am 1. Juli 2025 veranstaltete der LBV eine digitale Fachtagung zum Thema " Achtung, Vertragsfalle! Windenergieanlagen und Freiflächen-Photovoltaik auf dem Acker". Hier finden Sie die...

Jetzt verfügbar!
LBV-Schätzrahmen 2025
Die 21. Auflage des Schätzrahmens ist fertiggestellt und ab sofort verfügbar.

Weitere News
Weitere aktuelle Themen rund um die Landwirtschaft.

Alle Meldungen

Schlachthof in Crailsheim
Erhalt der süddeutschen Schlachthofstruktur hat oberste Priorität
Nach dem Übernahmeverbot durch das Bundeskartellamt stand die Zukunft der Vion-Schlachthöfe in Süddeutschland im Fokus der medialen Berichterstattung. Der LBV stellt klar, was jetzt wichtig ist.

LBV-Betriebsausflug 2025
Ein Tag voller Gemeinschaft
Mit rund 150 Anmeldungen aus allen Ecken des Verbandsgebietes war der diesjährige LBV-Betriebsausflug so gut besucht wie noch nie. Er führte die Mitarbeitenden des LBV in den schönen...

Festakt in Bad Waldsee
75 Jahre Bauernschule Bad Waldsee
Die Bauernschule in Bad Waldsee feierte in einem stimmungsvollen Festakt voller Geschichte, Zukunft und gelebter Gemeinschaft ihr 75-jähriges Bestehen. Der Landesbauernverband gratuliert!

Erfolg für den Berufsstand
Stoffstrombilanz ist Geschichte
Der Bauernverband hat sich jahrelang für eine Abschaffung der Stoffstrombilanzverordnung eingesetzt – mit Erfolg! Hier erfahren Sie mehr zu Aufhebung der Stoffstrombilanzverordnung.

Landwirtschaft im Mittelpunkt
Bauernkundgebung auf der Ipfmesse Bopfingen 2025
Für die diesjährige Bauernkundgebung anlässlich der Ipfmesse in Bopfingen konnte der Bauernverband Ostalb-Heidenheim Karsten Schmal, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, gewinnen. Dieser...

Weitere News
Weitere aktuelle Themen rund um die Landwirtschaft.

Alle Meldungen