LBV-Position
Positionspapier zum ökologischen Landbau
I. Aktueller Stand
Die Interessensvertretung
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. vertritt, unabhängig von der Betriebsform und Produktionsrichtung, die Interessen aller landwirtschaftlichen Erzeuger in Baden-Württemberg. Dabei setzt sich der Landesbauernverband gleichermaßen für günstige Rahmenbedingungen der ökologischen als auch konventionell wirtschaftenden Betrieb ein.
Durch den Fachausschuss Ökologischer Landbau ist die Interessensvertretung der ökologisch wirtschaftenden Betriebe im Landesbauernverband verankert. Der Fachausschuss bringt sich in beratender Funktion in die Arbeit des Landesbauernverbandes und dessen Vorstandschaft ein. Durch die Vertretung des LBV-Fachausschusses im DBV-Fachausschuss Ökologischer Landbau werden die Interessen baden-württembergischer Ökolandwirte auf Bundesebene vertreten.
Die ökologische Landwirtschaft
Mit der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 sind die Mindestvorgaben für die ökologische bzw. biologische Landwirtschaft, für Verarbeiter sowie für Importeure von Bio-Lebensmitteln in der Europäischen Union definiert. Regelmäßige Kontrollen aller Stufen der Wertschöpfungsketten gewährleisten ein hohes Maß an Sicherheit für Bio-Lebensmittel. Darüber hinaus bürgen die Richtlinien deutscher Anbauverbände für eine ökologisch besonders nachhaltige Wirtschaftsform.
Der Biomarkt
In den letzten Jahren konnte der Markt für Bio-Lebensmittel starke Zuwächse verzeichnen, wodurch sich auch für baden-württembergische Landwirte Chancen für eine positive Betriebsentwicklung boten. Allerdings wird ein bedeutender Teil sowohl der Rohstoffe als auch der Bio-Lebensmittel aus dem Ausland importiert. Insbesondere der Einstieg der Discounter in das Biosegment förderte diese Entwicklung, was die Wertschöpfung für die deutsche Ökolandwirtschaft verringert.
In Baden-Württemberg wirtschaftet ein besonders hoher Prozentsatz an Betrieben nach den Anforderungen des ökologischen Landbaus. Die Nähe zum Verbraucher bietet der Landwirtschaft in Baden-Württemberg besondere Chancen einer nachhaltigen Entwicklung. Der ökologische Landbau in Baden-Württemberg steht für kurze Wege zum Verbraucher sowie ein hohes Maß an Qualität und Sicherheit der erzeugten Produkte.
Das weitere Wachstum der ökologischen Landwirtschaft in Deutschland ist vor allem abhängig von einer weiter zunehmenden Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln, verbunden mit einer Ausdehnung des Biosegmentes im Handel sowie dem Bekenntnis von Handel und Verbrauchern zu vorrangig heimisch und insbesondere regional erzeugten Lebensmitteln.
II. Forderungen und Ziele
Von den angebotenen Dienstleistungen und politischen Erfolgen des Landesbauernverbandes profitieren sowohl ökologisch als auch konventionell wirtschaftende Unternehmen. Zusätzlich verfolgt der Landesbauernverband folgende Ziele für den ökologischen Landbau:
Ausdehnung des ökologischen Landbaus
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg unterstützt eine Ausdehnung der ökologischen Landwirtschaft, wenn dadurch die Wertschöpfung in den landwirtschaftlichen Unternehmen erhöht werden kann. Triebfeder der Ausdehnung muss dabei die Marktlage und damit die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln sein. Entscheidende Grundlage für diese Entwicklung sind gesicherte Absatzmärkte.
Erfahrungen zeigen: Ein hohes Maß an Identifikation mit den Grundsätzen des Ökolandbaus gewährleistet eine erfolgreiche Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise.
Aus Sicht des Landesbauernverbandes muss die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln vorrangig aus der regionalen Produktion gedeckt werden; nur so ist eine nachhaltige Entwicklung des ökologischen Landbaus in Baden-Württemberg gewährleistet.
Sicherheit durch Kontrollen
Ein umfangreiches Kontrollsystem sowie kurze Handelswege gewährleisten die Authentizität baden-württembergischer Bioprodukte. Das somit erreichte hohe Verbrauchervertrauen in die Qualität der Bio-Lebensmittel muss gesichert werden. Der Landesbauernverband setzt sich für die ständige Weiterentwicklung der Kontrollsysteme und der Kontrollverfahren für ökologische Lebensmittel ein. Die Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Warenströmen ist Voraussetzung für ein wirksames Kontrollsystem. Auch Importware muss die hier gültigen Kontrollanforderungen erfüllen. Auf festgestellte Unregelmäßigkeiten und Verstöße muss weiterhin umgehend mit Sanktionen reagiert werden.
Förderung der Umweltleistung
Die erbrachten Umweltleistungen des ökologischen Landbaus sind durch eine verlässliche Förderung im Rahmen der Agrarumweltprogramme zu honorieren. Zudem muss eine gezielte Investitionsförderung die Wettbewerbsfähigkeit der Ökobetriebe ständig verbessern.
Förderung von Körnerleguminosen
Aufgrund des nachlassenden Engagements der Pflanzenzüchtung in der Weiterentwicklung der Körnerleguminosen droht sich das Angebot in diesem Bereich sowohl für ökologische als auch konventionelle Betriebe nachteilig zu verringern. Um die einheimische Versorgung der Tierhaltung mit Eiweißfutterpflanzen zu verbessern, sind für die Züchtung und den Anbau Entwicklungsimpulse notwendig. Der Landesbauernverband setzt sich darum für eine nachhaltige Förderung des Körnerleguminosenanbaus sowohl in ökologischen als auch in konventionellen Betrieben ein.
EG-Ökoverordnung weiterentwickeln
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg vertritt gleichermaßen Bioerzeuger, die nach der Verordnung (EG) Nr. 834/2007, und Landwirte, die nach den Anforderungen deutscher Anbauverbände wirtschaften. Insbesondere durch die hohen Standards bietet die Produktion nach Richtlinien der deutschen Anbauverbände der Land- und Ernährungswirtschaft besonders gute Möglichkeiten, sich am Markt zu differenzieren und damit Marktanteile zu sichern sowie auszubauen. Der Landesbauernverband sieht die EG-Ökoverordnung als einen möglichen Rahmen für den Einstieg in die ökologische Wirtschaftsweise. Er setzt sich für eine Weiterentwicklung der EG-Ökoverordnung mit der Zielsetzung einer Gesamtbetriebsumstellung mit möglichst hohen ökologischen Qualitätsstandards sowie der Stärkung des Verbrauchervertrauens ein. Die Anforderungen der deutschen Anbauverbände dienen dabei als Orientierung.
Eindeutige Herkunftskennzeichnung
Damit der Verbraucher die Möglichkeit hat, regionale Produkte zu kaufen, muss die Herkunftskennzeichnung für Bio-Lebensmittel mit der Angabe der tatsächlichen Erzeugungsregion verpflichtend eingeführt werden. Dies gilt auch für Drittlandsimporte. Eine Kennzeichnung „innerhalb bzw. außerhalb der EU“ ist völlig unzureichend. Die EG-Ökoverordnung ist dahingehend zu überarbeiten. Das erfolgreich eingeführte deutsche Biosiegel muss als Marketinginstrument erhalten bleiben. Insbesondere das Regionalmarketing für Bioprodukte aus Baden-Württemberg muss weiterentwickelt werden.
Gentechnik
Der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) ist im ökologischen Landbau verboten. Aufgrund der unsicheren Rechtslage sowie der fehlenden Verbraucherakzeptanz empfiehlt der Landesbauernverband in Baden-Württemberg derzeit allen Landwirten, auf den Anbau von GVO zu verzichten.
Zusammenarbeit fördern
Der Landesbauernverband fördert die Zusammenarbeit zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben sowie zwischen den Biobetrieben unterschiedlicher Ausrichtung und Verbandszugehörigkeit. Dies schließt die Zusammenarbeit mit Verbänden, Behörden und sonstigen Organisationen im Bereich des Öko-Landbaus sowie die Entwicklung und Pflege dieses Netzwerkes mit ein.
Stuttgart, 24.02.2010