Erwerbsobstbau
LVEO feiert 25-jähriges Jubiläum
Über 100 Gäste konnte LVEO-Präsident Franz Josef Müller zum Festakt anlässlich des 25-jährigen Verbandsjubiläums begrüßen. „Einen Minister in unseren Reihen zu sehen, mit dem man auch in Kontakt treten kann. Das tut gut“, freute sich Müller ganz besonders über das Kommen von Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Hauk lobte die Weitsicht der Obstbauern, dass sich der badische und der württembergische Verband bereits 1968 landesweit zusammengeschlossen haben. Heute sei der LVEO sozusagen die Klammer im Dach der beiden Bauernverbände im Land. „Die letzten 25 Jahre waren eine Erfolgsgeschichte, die mit dem legendären Präsidenten Franz Huchler begann und heute von Franz Josef Müller fortgeführt wird“, so Hauk. Diese Kontinuität präge den LVEO, der die Interessen der Bauern immer mit Nachdruck verfolgt habe.
Grüße der Bauernverbände
LBV-Vize-Präsident Klaus Mugele überbrachte die Glückwünsche der Bauernverbände im Land, im Namen der Präsidenten Werner Räpple (BLHV) und Joachim Rukwied (LBV). Mugele lobte die erfolgreiche Verbandarbeit des LVEO und die gute und enge Zusammenarbeit mit den Bauernverbänden. „Der Informationsfluss läuft, es sind kurze Wege“. Dass diese Vernetzung heute so gut ist, dafür hätten die Vorgänger im Amt, der langjährige Präsident Franz Huchler und der ehemalige Geschäftsführer Manfred Hofmeister die Grundlagen gelegt. Er bedankte sich bei Franz Josef Müller und Geschäftsführerin Kathrin Walter für die gute Zusammenarbeit. „Sie können stolz sein auf Ihren Verband“.
Ehrungen und Geschenke
Hervorgegangen ist der LVEO 1991 aus dem Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL). „LOGL und LVEO ergänzen sich hervorragend“, freute sich Hauk. „Beide Verbände haben sich dem Obstbau verpflichtet. Wir stehen auf der gleichen Veredlungsunterlage“, meinte LOGL-Geschäftsführer Rolf Heinzelmann in seinem Grußwort. Der LOGL sehe sich als wichtiges Bindeglied zwischen Erwerbsobstbau und dem Naturschutz und sorge dafür, dass obstbauliches Wissen weiter verbreitet wird. Als Geschenk gab es vom LOGL ein Wildbienenhotel. LOGL-Vize-Präsidentin Sigrid Erhardt übereichte Franz Josef Müller die LOGL-Ehrenmedaille.
LVEO hat bundesweit starkes Gewicht
Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau, hob den LVEO als wichtigen Partner in der Bundesfachgruppe hervor: „Der LVEO hört genau zu, ist immer bei der Sache, kann unbequem sein, mischt sich ein, nennt die Dinge unverblümt beim Namen und macht aus seiner Meinung keinen Hehl. ‚Mir aus Baden-Württemberg‘ sei bei der Bundesfachgruppe zu einem beflügelten Wort geworden. Seit LVEO-Gründung galt dessen Präsident als stellvertretender Vorsitzender der Bundesfachgruppe gesetzt.
Bündelung der Vermarktung
Eine Großteil der heute 3500 Erwerbsobstbauern im LVEO kommen vom Bodensee. Bei der Obstregion Bodensee, die 1986 gegründet wurde nachdem die abnehmende Seite immer stärker wurde, handelt es sich um 6500 Hektar Kernobst, 700 Hektar Birnen und 700 Hektar Beeren- und Steinobst, berichtete Helmut Jäger, Vorsitzender der Obstregion Bodensee e.V.. Die Zahl der Betriebe ging von 1990 mit 1600 auf heute unter 1000 zuück, bei insgesamt gleichbleibender Fläche. Heute werden über ein Verkaufsbüro über 70 Prozent der Produktion am See vermarktet, so Jäger. Zuwächse gebe es vor allem im Bio-Anbau. In der Region gibt es zwei Obstbauringe in Baden, zwei in Württemberg und einen in Bayern (Lindau).
Vom Pflanzenschutz bis zur Sozialversicherung
Franz Josef Müller erinnerte an die Ziele des LVEO, wie der Interessensvertretung der Erwerbsobstbauern in der Öffentlichkeit sowie deren Vertretung in der Fachgruppe im Bundesausschuss Obst und Gemüse beim Deutschen Bauernverband. Fehlen durfte auch nicht der Kontakt zur Fachberatung sowie zu den Einrichtungen der Forschung und Lehre, um die Obstbauern bestmöglich auf dem Laufenden zu halten. Beteiligt war man beim Umbau des KOB zur Stiftung und beim Fortbestand der BBA-Dossenheim. Die Themen von damals sind bis heute die gleichen geblieben: Egal ob Fragen zu den Sorten oder zur Vermarktung, zum Pflanzenschutz, zur Hagelversicherung oder zum Anstellen von Arbeitskräften. Müller sprach die große Protestveranstaltung gegen die Erntehelfer Regelung 1997 an, als die Politik vergeblich versuchte deutsche Arbeitslose zum Pflücken zu bewegen. 2001 kam es Dank des LVEO-Einsatzes zur Wiederaufnahme der Hagelbeihilfe. Beim Mindestlohn, der ab 2015 eingeführt wurde, handelten die Arbeitgeberverbände für alle landwirtschaftlichen Betriebe, die Mitglied in der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft sind, zunächst niedrigere Mindestlöhne heraus. Das Marketing stand stets oben auf der Agenda des LVEO. Bereits im Jahr 1994 stifteten die LVEO-Obstbauern fünf Tonnen Äpfel und schafften es, über eine Verkaufsaktion 32.000 DM zu Gunsten krebskranker Kinder einzusammeln. Drei Jahre später warb der damalige Olympiasieger Dieter Baumann für Elstar und Jonagold, zwei Apfelsorten, die bis heute zu den beliebtesten Sorten zählen. Bei den vielen Messe-Auftritten ist der LVEO heute nicht mehr wegzudenken.
Einschätzungen und Forderungen von Peter Hauk
- Pflanzenschutz: Im dritten Jahr der Kirschessigfliege sei man dabei Verfahren zu entwickeln, um die Plage erfolgreich in den Griff zu bekommen, berichtete Hauk. Hier zeige sich, wie wichtig der technologische Wissenstransfer zwischen den Landesanstalten sowie mit der Universität Hohenheim und mit der Praxis ist. Problem sei, dass die Zahl der zugelassenen Mittel sinkt. Deshalb ist es wichtig, mehr europäische Zulassungen zu erhalten, damit es sich für die Hersteller lohnt neue Präparate zu entwickeln und damit diese dann den Erzeugern im Kampf gegen die Krankheiten zur Verfügung stehen.
- Saisonarbeitskräfte: Dauerthema im Obstbau sind genügend Arbeitskräfte. Seit Neuerung der Arbeitnehmerfreizügigkeit osteuropäischer Saisonarbeitskräfte zum 1. Januar 2015 haben alle in Deutschland beschäftigten Arbeitnehmer einen Anspruch auf den Mindestlohn. Problem sei weniger der Mindestlohn an sich, als vielmehr die damit verbundene Bürokratie und das Arbeitszeitgesetz. „Man muss hier flexibel sein und kann nicht nur starre Regeln einhalten“, so Hauk. Das Arbeitszeitgesetz muss an die heutigen Bedingungen angepasst werden. „Wenn das Geschäft da ist, muss man es machen“, so Hauk mit Blick auf die witterungsabhängigen Arbeiten in der Landwirtschaft.
- Hagelnetze: "Heute müssen wir schauen, dass die Hagelnetze nicht verboten werden, weil sie im Landschaftsschutzgebiet stören", so Hauk. Er will deutlich machen, dass die Nutzung der Natur unverzichtbar ist, wenn man regionales Essen möchte. Dafür müsse man dann auch als Verbraucher zum Beispiel Hagelschutznetze in Kauf nehmen.
- Risikorücklage: Für die seit Jahren von den Bauernverbänden geforderte steuerliche Risikorücklage sieht Hauk gute Chancen, dass sie endlich eingeführt wird. Finanzminister Wolfgang Schäuble sei dieser Forderung gegenüber offener als noch vor Jahren, weil mittlerweile die Bundeshaushaltskasse gut gefüllt sei, zeigte sich der Minister zuversichtlich.
- Forschung: In Sachen Forschungsschwerpunkte seien die Arbeiten am KOB für den Minister sehr vielversprechend, bei der Bestimmung des Erntetermins und Fruchtreife sowie Fruchtqualität und Obstlagerung. Aktuell werden Möglichkeiten der Energieeinsparung während der Obsteinlagerung untersucht. Außerdem wird nach den besten Lagerstrategien für IP-Ware und Bioware gesucht.
- Vermarktung: Die Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse tragen zur Bündelung des Angebots bei. Sie spielen eine besondere Rolle. Regionale Produkte liegen Hauk besonders am Herzen. Die Vollsortimenter wie Rewe, Kaufland und Edeka, die zu einem großen Teil von selbstständigen Kaufleuten vor Ort geführt werden, setzten verstärkt auf regionale Herkunft, meinte Hauk und: „Die Bereitschaft zur Regionalität ist hier unheimlich groß“. Beim Obst und Gemüse würden die Händler laut deren Aussagen mehr machen, wenn sie nur könnten. Deshalb gelte es diese Lieferketten zu optimieren, forderte Hauk.