Afrikanische Schweinepest ASP
Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung
Auf der Mitgliederversammlung des Verbandes der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Baden-Württemberg (VJE BW) am 27.11.2017 in Kirchheim-Wendlingen stellte Dr. Christina Jehle von Landesjagdverband Baden-Württemberg (LJV) vor, welche Maßnahmen vorbeugend wegen der drohenden Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) getroffen sind und gefordert werden.
Nachfolgend finden Sie einen Steckbrief der ansteckenden Schweinekrankheit und die vorgesehenen Maßnahmen, die bei Fund von infizierten Tieren durchgeführt werden sollen.
Steckbrief ASP
Symptome:
- Alle Altersklassen
- meist Tod innerhalb einer Woche
- schwere allgemeine Symptome: Fieber, Schwäche, Atemnot, Blutungen, Durchfall, Bewegungsunlust
- vergrößerte, "blutige" Lymphknoten
- vergrößerte Milz
- punktförmige Blutungen
- keine klinischen Unterschiede zur Klassischen und Europäischen Schweinepest
Übertragungswege
- Blut
- "Kadaverseuche"
- Fleisch und Wurst
Widerstandsfähigkeit des Erregers
Der Erreger überlebt
- in Blut oder Serum bei Kühlschranktemperatur sechs Jahre, bei 60 °C 30 Minuten
- im Schlachtkörper bei 4-8 °C sieben Monate
- im Kühlfleisch 104 Tage
- im Gefrierfleisch sechs Jahre
- in Schweinelende 58 Tage
- in Parmaschinken 399 Tage
- in Holzteilen 190 Tage
- in blutverseuchtem Erdboden 205 Tage
Der Erreger wird abgetötet
- durch Hitze: 70 Minuten bei 56 °C, 20 Minuten bei 60 °C
- säurehaltige Desinfektionsmittel
Fäulnis und Sonnenstrahlen schaden dem Erreger nicht.
Übertragungsrisiken
Hohes Risiko
- durch Straßen
- vor allem in Wildschweinpopulationen
- "Biotourismus", also bewusste Verschleppung (z. B. Wegwerfen von Lebensmittelresten in die Natur)
mäßiges Risiko
- durch Jagdtrophäen
- durch direkten Kontakt zu infizierten Wildschweinen
Vorbeugung
- Plakataktionen an Rastplätzen (keine Lebensmittel wegwerfen)
- stärkere Bejagung, Unterstützung der Jäger, z. B. Bejagungsschneisen, revierübergreifenden Drückjagden, Erlaubnis künstlicher Lichtquellen (nicht mit dem Gewehr fest verbunden), Erlegen von Bachen ohne gestreifte Frischlinge, Wegfall von Alters-, Geschlechts- oder Gewichtsbegrenzungen bei Drückjagden
Verhalten bei Fallwildfunden
- Meldung beim Veterinäramt (Kontaktdaten bekannt machen)
- Fundstelle markieren
- Eintrag in Tierfund-Kataster (online)
- kein eigenständiger Tiertransport!!!
- Anweisungen der Behörden folgen
Wenn der Erreger gefunden wird
- Bekämpfung hängt ab von individueller Situation, Art des Fundes (frisch oder tot), Geographie, Infrastruktur (Straßen, Besiedlung, Landwirtschaft, Jagdeinrichtungen), Jahreszeit
- bei gutem Nahrungsangebot z. B. Gebiet abriegeln, die Durchseuchung geht schnell
- bei weniger gutem Nahrungsangebot ziehen die Sauen weiter, dann müssen andere Maßnahmen ergriffen werden (Krisenstab bilden)
- Maßnahmen abhängig vom Abstand zum Fundort; drei Regionen: Kerngebiet (um den Fundort), gefährdeter Bezirk (=Seuchengebiet, 15 km Mindestradius um den Fundort), Pufferzone (15 - 30 km Radius)
Bekämpfungsmaßnahmen (Empfehlungen des Deutschen Jagdverbandes und des Friedrich Löffler Instituts)
Kerngebiet:
- Betretungsverbot für Publikum, keine Holzernte
- generelle Jagdruhe für ca. 21 Tage
- Fallwildsuche (1-2 Wochen)
- ggf. mit Hunden (ist umstritten!!)
Gefährdeter Bezirk:
- Ernte verschieben (Mais/Getreide); Wildschadenersatz??
- Fallwildsuche
- ggf. Nutzung der Beunruhigung für jagdliche Maßnahmen
- Entsorgung nur von positiven Kadavern (Fundstelle bis zum Befund absperren)
- Tötung des Großteils der Wildschweine (> 80 %)
- Bekämpfung ist nicht gleich Jagd, also
- Schonzeiten aufheben
- Jagd in befriedeten Bezirken
- Bachen, weibliche Überläufer
- Saufänge, Nachtzieloptik, Schalldämpfer
- Prämien (Fund, Abschuss)
- Gift? (Natriumfluoracetat)
- Allgemeine Maßnahmen: Verbot der Freilandhaltung von Hausschweinen, kein Grünfutter aus dem gefährdeten Gebiet in Hausschweinbestände, Leinenpflicht! (Einsatz weit jagender Hunde verboten, nur kurzjagende Hunde gestattet)
Pufferzone:
- Revierübergreifende Drückjagden
- Einzelansitze
- Bejagungsschneisen
- Einsatz von Hubschraubern oder Drohnen
Weitere Infos unter www.jagdverband.de oder www.fli.de
Autor: Annette Mayer