Agrartage Volks- und Raiffeisenbanken
Bankgeschäfte – ein Geben und Nehmen
„Ohne Geld ist alles nichts. Ist Geld dennoch alles?“, so lautet das Thema der vier Agrartage des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes e.V. In Sigmaringen begrüßte Dr. Ansgar Horsthemke vom Genoverband am 22. November über 400 Landwirte und Bankenverteter.
Wie viel Eigenkapitalanteil sollte ein Familienbetrieb mindestens haben? Mit welchem Milchpreis sollte man kalkulieren? Lohnt es sich, mit mehreren Banken zu verhandeln? – Jede Menge Fragen aus dem Publikum, die von den Podiumsteilnehmern beantwortet wurden. Ein Fazit lautete: Positiv denken und Entscheidungen in die eigene Hand nehmen. Unter den Zuhörern waren zahlreiche jüngere Landwirte sowie Schüler der Technikerschule und der Fachschule. Eine Lanze für die Nachwuchslandwirte brach Franz Käppeler vom BLHV: „Ich glaube, dass die jungen Leute heute genau Bescheid wissen und ihre Eckdaten und ihre Finanzierungen gut kennen.“ Und: „Sie sind heute menschlich wie fachlich sehr gereift.“ Käpplere appellierte an die älteren, die junge Generation noch besser mit einzubinden. „Schaut die Betriebsergebnisse miteinander durch“, so Käppeler. Positiv bewertet er auch die Arbeit der Genossenschaftsmolkereien: „Die haben es geschafft, deutlich mehr auszubezahlen als die Molkereien im Norden.“ Käppeler rief den Raiffeisenverband auf, beim Ministerium Druck zu machen, damit die Direktzahlungen künftig störungsfrei beantragt und rechtzeitig ausbezahlt werden können, auch dies helfe den Liquiditätsengpass auf den Betrieben zu entschärfen.
Der Mensch rückt in den Mittelpunkt
Einig war man sich in der Diskussionsrunde darüber, dass die Persönlichkeit eine wichtige Rolle spielt. Beim Rating fließen diese so genannten weichen Faktoren immerhin zu 30 Prozent mit ein. „Man darf diese Faktoren nicht unterschätzen“, meinte Britta Bannick von der DZ-Bank. Hubert Hopp vom Bauernverband Biberach-Sigmaringen sieht das ähnlich: „Man muss sich kennenlernen und ehrlich miteinander umgehen. Das gilt für beiden Seiten. Für den Landwirt genauso wie für den Banker.“ Diese gegenseitige Wertschätzung rückt gerade in Krisenzeiten wieder mehr in den Mittelpunkt, wie Mastertrainer Johannes M. Hüger, tempus-Consulting, in seinem Vortrag darlegte. Er plädierte für einen fairen Umgang miteinander und sprach dem Publikum Mut zu: „Wir haben alle die gleiche Sehnsucht nach Anerkennung und Respekt.“
Vom Landwirt zum Controller
Cort Brinkmann legte den Zuhörern die Notwendigkeit nahe, einen „ehrlichen“ Liquiditätsplan zu erstellen. Er wünscht sich hier noch mehr Engagement von den Betrieben. Die meisten Betriebsleiter hätten zwar ihre Zahlen im Kopf, sie müssten sie nun aber auch zu Papier bringen.Brinkmann ließ keinen Zweifel daran, dass die Büroarbeit an Bedeutung weiter zunehme. Diese Mehrarbeit sollte man wenn möglich auch delegieren oder auslagern an Dienstleister. Dabei dürfe man aber auf keinen Fall selber den Überblick verlieren. Hier wird der Landwirt zum Controller.Für den Famlienbetrieb seien die vielen verschiedenen Aufgaben eine Gratwanderung, meinte Hopp. Zu viel auslagern sei für ihn kein Weg. Er plädierte für mehr Zusammenarbeit, auch unter den Milchwerken in der Region unter dem Motto „Nur gemeinsam sind wir stark“. Selbst im klassischen Familienbetrieb werde man künftig nicht mehr ohne zusätzliche Mitarbeiter auskommen.
Ein starker Verband
Der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband gehört mit zu den wichtigen Wirtschaftsorganisationen im Südwesten. Im Verband sind 845 Genossenschaften mit ingesamt über 3,8 Millionen Mitgliedern.