Bauernverband: Die Zeit bis zum Ende der EU-Milchquotenregelung aktiv nutzen +++ 12.02.2007 +++

Präsident Joachim Rukwied fordert Begleitmaßnahmen für die Milchviehbetriebe vor allem in benachteiligten Gebieten, um soziale Härten bei der Anpassung an die künftigen Marktverhältnisse zu vermeiden

Â"Die Milch ist im Landesbauernverband das zentrale Thema! Knapp ein Viertel der Verkaufserlöse der baden-württembergischen Landwirtschaft stammen allein aus der Milch; zusammen mit dem Rinder- und Kälberbereich sind es fast ein Drittel.Â" Das erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV), anlässlich eines Pressegespräches zum Thema Â"Milch ohne Quote – wie geht’s weiter?Â" am 13. Februar 2007 auf dem Milchviehbetrieb von Beate und Thomas Zimmerer in Bad Saulgau (Landkreis Sigmaringen).

Nach der EU-Milchreferenzmengen-Verordnung endet die Milchquotenregelung in der EU zum 31. März 2015. Nicht nur die EU-Kommission, auch die Mehrheit der EU-Agrarminister haben sich mittlerweile dafür ausgesprochen, den Milchquotenausstieg im Rahmen des bevorstehenden Health-Checks der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU im Jahre 2008 politisch zu bestätigen. In diesem Sinne haben sich sowohl der deutsche Landwirtschaftsminister Horst Seehofer als auch sein baden-württembergischer Kollege Peter Hauk mehrfach geäußert. Â"Weder die Politik noch die Brüsseler Ministerialbürokratie werden an der gültigen EU-Rechtslage etwas ändern, schon allein deshalb, weil sich die Politik im Land, im Bund und in der EU wegen fehlender Haushaltsmittel verstärkt aus der Marktstützung zurückziehtÂ", lässt Rukwied keinen Zweifel aufkommen, dass alles auf ein Auslaufen der EU-Milchquotenregelung 2015 hindeutet.

Â"Auf diesen radikalen Systemwechsel am Milchmarkt müssen sich unsere Milcherzeuger anpassen und damit schon heute beginnenÂ", appelliert der Bauernverbandspräsident. Â"Es gilt, die Übergangszeit aktiv zu nutzen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu erhalten und zu verbessernÂ", unterstreicht er. Gerade für die im EU- und internationalen Vergleich kleinstrukturierten Milcherzeugerbetriebe in Baden-Württemberg ist es für ihre Existenzsicherung unerlässlich, sich auf die neuen Marktverhältnisse einzustellen und ihre Betriebe rechtzeitig anzupassen.

Seit Herbst vergangenen Jahres sind die Märkte für Milcherzeugnisse im Aufwind. Â"Die Milcherzeugerpreise müssen diesem Trend auch bei uns in Baden-Württemberg aber noch viel stärker als bisher folgenÂ", fordert Rukwied. Die Milch als eines der hochwertigsten Lebensmittel mit seiner riesigen Palette an verschiedenen Produkten biete hervorragende Vermarktungsmöglichkeiten, gerade auch in einem bevölkerungsreichen Land wie Baden-Württemberg. Diese gelte es zukünftig ebenso wie die Exportchancen noch besser zu nutzen, betont er.

Der Bauernpräsident lässt keinen Zweifel daran, dass es der Rückzug des Staates aus der Marktstützung, aus den Exporterstattungen und die zunehmende Zollsenkung nötig machen, das Auslaufen der Milchquote vor allem mit ausreichenden Unterstützungsmaßnahmen in benachteiligten Gebieten zu begleiten: Â"In unseren Grünlandgebieten wie im Allgäu, in Oberschwaben, im Schwarzwald, auf der Alb und in anderen Mittelgebirgslagen brauchen wir ganz dringend diesen Flankenschutz, wenn hier die Milchproduktion nicht in begünstigtere Lagen abwandern und Zigtausende Arbeitsplätze verloren gehen sollenÂ", erläutert Rukwied.

Vormittags hatte auf dem Betrieb der Familie Zimmerer der Milchausschuss des Landesbauernverbandes unter Vorsitz des LBV-Vizepräsidenten und Biberach-Sigmaringer Kreisobmanns Gerhard Glaser getagt und unter anderem über die aktuelle Milchmarktsituation und den notwendigen Anpassungsprozess der Milchviehhalter an die zunehmende Marktliberalisierung beraten. Nachmittags nutzten zahlreiche Milcherzeuger die Gelegenheit, sich in einer vom Landesbauernverband durchgeführten Informations- und Diskussionsveranstaltung über aktuelle Entwicklungen am Milchmarkt auszutauschen.

Erstmalig tagte der LBV-Milchausschuss vor Ort auf einem Milchviehbetrieb und erstmalig wurde im Anschluss an eine Fachgremiensitzung des Landesbauernverbandes eine Informationsveranstaltung für Landwirte unter Anwesenheit der im Ausschuss vertretenen Berufskollegen durchgeführt. Â"Wir wollen unseren Mitgliedern die berufsständische Arbeit in unseren verschiedenen Sparten und Betriebszweigen transparenter machen und so auch allen interessierten Praktikern eine weitere Möglichkeit bieten, sich an der Verbandsarbeit aktiv zu beteiligenÂ", betont der seit Oktober 2006 amtierende Präsident Rukwied. Trotz eines vollen Terminkalenders ließ es sich der Bauernpräsident nicht nehmen, vormittags die Diskussion im LBV-Milchausschuss ergebnis- und zielorientiert mitzugestalten und nachmittags den Milcherzeugern Rede und Antwort zu stehen.